laut.de-Kritik
Musik zu einem nicht existierenden James Bond-Film.
Review von Artur SchulzIhrem Albentitel "Jazz, Love & Henderson" hätte Caroline Henderson anstelle ihres Nachnamens auch den Zusatz "Pop" hinzufügen können. Denn purer, nachtclubschwarzer Jazz findet nicht statt, was jedoch keinen Nachteil bedeutet. Der gebürtigen Schwedin glückt ein charmanter Mix klassischer Stilelemente der populären Musik mit einer Reihe echter Highlights.
Einen starken Eindruck hinterlässt sie gleich mit "The Evil Eye". So funktioniert eine liebevoll gestaltete und stilsicher umgesetzte Hommage! In diesem Falle an den Sound klassischer James Bond-Titelsongs der Marke Nancy Sinatra und Shirley Bassey. Spannung pur schwingt mit, wenn die Streicher in dramatischem Schwung umherkreisen und Henderson mit voluminöser und immer warmer Stimme ihren Geliebten vor den teuflischen Absichten der Nebenbuhlerin warnt. Im wahrsten Sinn des Wortes ganz großes Pop-Kino, das auch gesanglich Assoziationen an die Kunst der Bassey weckt.
Zunächst schlicht gehalten, entpuppt sich der englisch, schwedisch und dänisch eingesungene "Trilingual Love Song" rasch als funkelndes Kleinod. Streichelnde Geigenpassagen und ein elegant perlendes Piano bilden ein stimmungsvolles Hintergrundszenario für Carolines warme Gesangsparts. Eine weitere gekonnte Reminiszenz an selige Sean Connery-Tage bieten die effektvollen Bläser auf "Corruptible".
In ihrer Wahlheimat Dänemark veröffentlichte die Musikerin bis 2009 neun Langspielplatten. Einen größeren Bekanntheitsgrad, wie ihn etwa die skandinavischen Kolleginnen Sophie Zelmani oder Rebekka Bakken innehaben, erreichte Henderson bislang nicht. Freunde des gepflegten Jazz-Pop dürfen dies gerne ändern.
Dramaturgische Finesse bieten vergnügte Rumba-Rhythmen im Gruß "From New York". Beschwingt spielt sich das Orchester durch eine abwechslungsreich inszenierte Partitur. Allzu pompöser Big Band-Sound findet erfreulicherweise nicht statt. Die Musiker legen stattdessen gern Wert auf zurückgenommen eingespielte Akzente mittels Cello, Viola, Banjo oder Ukulele. Das bekommt dem klanglichen Gesamtbild vorzüglich, zumal sich alle Musiker als echte Teamplayer verstehen.
Trotz der Zitate hinterlässt die Tochter eines Jazz-Schlagzeugers noch genügend persönliches Profil in ihren zumeist selbst geschriebenen Songs, wodurch "Jazz, Love & Henderson" einen runden und harmonischen Gesamteindruck hinterlässt.
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