laut.de-Kritik
Chan singt tief und mit der ihr eigenen Unnahbarkeit.
Review von Vicky ButscherSpätestens seit dem wundervollen "The Greatest" weiß man, dass Cat Power eine beeindruckende und ergreifende Stimme hat. Nun bringt sie mir mit eben dieser erneut bei, dass ich in Sachen Musikgeschichte ein bisschen besser hätte aufpassen sollen. Doch bei der Breite an Repertoire, das sie auf "Jukebox" ausschöpft, komme ich kaum hinterher.
Die Kollektion ist zu einem Album gewachsen, das eindeutig Chans Herzen entspringt, in meinem aber nicht richtig ankommen möchte. Dabei kann man ihr in keiner Minute den Vorwurf machen, es klänge kalt oder unnahbar.
Mit ihrer weichen, samtenen und doch etwas rauchigen Stimme macht Cat Power nichts falsch. Vielleicht sind es die Songs, die mir in dieser Interpretation die Nähe verwehren.
Denn die beiden Stücke, die aus ihrer Feder stammen, gehen nahe: "Metal Heart" macht mich schwach. Das Klavier nimmt mich gefangen, das Crescendo der Instrumente bricht wie Tränen aus dem Song.
Chan singt tief und mit der ihr eigenen Unnahbarkeit, die doch stets Wärme zulässt. "Song To Bobby" lebt von der perfekten Symbiose der warmen, vollen Gitarre und ihrer hier sehr starken, eindringlichen Stimme.
Im Gegensatz zu Cat Powers Version klingt Janis Joplins Original von "Woman Left Lonely" nahezu raubeinig. Die Bar-Piano-Klänge driften nie ins Banale ab, nehmen dem Song die spürbare Stärke, die Janis ihm gab, und ersetzen sie durch Chans milde Bestimmtheit.
Andere Versionen sind nicht so bezaubernd gelungen. Frank Sinatras "New York" wurde bis zur schieren Unkenntlichkeit versoult und zu Tode georgelt. "Ramblin' (Wo)Man" setzt vor allem auf die Verwendung einer Überdosis Hall. Vielleicht ist es auch die Backing-Band, die mir zu viel jazzy-souly-funky Moods in die meisten der Songs bringt. War es doch immer die Vorsicht, die Chans Songs zu etwas Besonderem machten.
Cat Power sorgt vor allem mit ihrer genialen Stimme für Präsenz und Abwechslung. Doch gibt es auf dem Album zu viele Momente, die mir beim Hören unendlich in die Länge gezogen scheinen.
9 Kommentare
Geht's eigentlich nur mir so oder erinnert noch jemanden die Instrumentalisierung bei "Don't Explain" sehr an Depeche Mode's Instrumental "Agent Orange"? Weiß nicht, aber muss ständig an diesen Song denken (auch wenn's eigentlich doch ziemlich anders ist), wenn ich Don't Explain höre, was nichts schlechtes ist, aber mir jedes Mal wieder durch den Kopf schießt
Ein exzellentes Album. Es lebt vom Mut, Songs so zu interpretieren, wie man sie nie oder kaum vorher hörte.
ein paar verlinkungen würden meine neugier ein bisschen stillen...
Unglaublich diese Stimme! Kannt Powers vorher nicht, aber dieses Album hab ich mir ziemlich spontan gekauft.
@DeusEx: Ich hatte genau den gleichen Eindruck:)
einfach klasse (http://www.youtube.com/watch?v=KpFwnf6F_GY)
der typ am keyboard sieht aus wie ron woods