laut.de-Kritik
Die Berliner Sexbombe spittet wie Rah Digga und betört wie Lil' Kim.
Review von Philipp Gässlein"Pöbeln Mit Stil" - Catee hat sich ein interessantes Konzept vorgenommen. Wie's funktioniert, hat Kanzler Schröder eindrucksvoll vorgemacht. Für die Rapperin stehen allerdings nicht nur grenzenloser Narzissmus und das Verunglimpfen der Gegner im Vordergrund - wenn auch beides, wie bei Royalbunker üblich, die Lyrik weitgehend dominiert. Bei der Frau kommt noch ein ausgeprägtes Faible für alkoholisierte Abstürze dazu, was sie derart zu freuen scheint, dass sie diesem Thema gleich mehrere Tracks widmet.
Insofern nicht weiter verwunderlich, dass Ex-Alki Big Derill Mack sich als Featuregast richtig wohl fühlt. Gleich auf drei Tracks stellt der B-Boy unter Beweis, dass er nicht nur auf seinen Soloalben sein Talent hoffnungslos verspielt. Sein Style könnte die deutsche Battleraplandschaft kräftig umpflügen, wenn er denn nur endlich anständige Reime vorgespannt bekäme. Catee kann davon übrigens ein eigenes Liedchen singen. Im Gegensatz zu ihrem offensichtlichen Stil-Vorbild Missy Elliott markiert sie nämlich nicht nur die schmutzige Sexbombe, perfekt mit ihrer Figur im Einklang ("...dünne Frauen sind schlecht, | die geh'n beim ficken kaputt. | Einmal zu doll reingesteckt, | und das Becken geht zu Bruch"), sondern rappt auch noch verdammt gut.
Genauer gesagt gab es wohl noch nie einen so technisch versierten deutschen Female MC auf Platte zu kaufen. Mal gibt Catee sich so aggressiv, dass selbst Bushido noch wochenlang unter Albträumen leiden würde, mal so lasziv wie die gesamte Tanga-Fraktion in einem Snoop-Video. Sie spittet wie Rah Digga und betört wie Lil' Kim. Und manchmal haut sie so brachial daneben wie die Kassierer.
"Saufen, saufen, saufen und pöbeln | saufen und die Malzbiertrinker vermöbeln | saufen, saufen, saufen und ficken | saufen und kleine Kinder Alk holen schicken." In der Geschichte der gerappten Sauflieder bricht das sämtliche Tiefpunkt-Rekorde, und das will einiges heißen. Kollege Schulte ist im gleichen Track der nächste No-Name, der sich mit Dissen von Businessgrößen zu profilieren versucht. Das heutige Opfer: "Fler, hör mal zu, denn heute ist dein Stichtag | denn du bist fett und hässlich, so wie Vera am Mittag." Großes Kino.
Schon mit ihren Skits punktet die Berlinerin. Ob sie mit gepitchter Kinderstimme in Schlafliedform zum Saufen auffordert oder die Frage aufwirft, warum Peter Lustig uns nie erklärt hat, wie man Bier braut - zumindest beim ersten Mal kann man darüber schon grinsen. Der großartigste Reim aber ist der folgende: "Um dich zu ertragen, brauch ich zehn Kästen Bier. | Um dich zu ficken brauch ich gerade mal ein Pils." Respekt, das hätte Taktloss nicht schlechter machen können. Auch die Tracks beweisen eine gute Portion Humor. Gäbe es einen Nobelpreis für gepflegten Narzissmus in lyrischen Werken, stünde er definitiv der Rapperin zu, die mit ihrem "Lovesong" an sich selbst dieses Genre quasi neu definiert. Auch die Ärzte werden vom Thron gestürzt. "Elke" heißt jetzt Antje, kommt aus Lehr und muss Catee wirklich böse ans Bein gepinkelt haben, denn was diese ihr in "Crackbitch" alles an den Hals wünscht ist nicht von schlechten Eltern.
Irgendwie macht das alles keinen Spaß. Da kommt eine wirklich talentierte Battlerapperin mit ordentlichen Beats und einem sehr interessanten Style, und dann rappt sie das halbe Album lang nur primitiven Blödsinn zusammen. Schade drum.
Noch keine Kommentare