laut.de-Kritik
Viva Colonia: Von Cars, Girls, Beer und Dope.
Review von Sarah-Nina RademacherSind das Skandinavier? Name und Musik klingen irgendwie verdächtig nach Schweden-R'n'R. Mit der Vermutung lieg ich aber so weit weg, wie der Süd- vom Nordpol. Die Lederjackenträger kommen aus Viva Colonia und sehen nicht nur an Karneval wie tätowierte Rockabillys aus.
Mit "One In A Zoo" knallt kein Konfetti aus der Kanone, sondern Schweinerock der Marke Psychopunch oder The Bones. Überproduziertes Geplänkel sucht ihr besser woanders!
Schon der Opener "4 Letter Love" trägt das Siegel Mittanzpflicht und schwingt sich mit vermeintlich lieblichen Sätzen wie "Kiss kiss, what I want" aus den Boxen, um dann vollends das Feld mit seinen schnellen, rotzigen Gitarrenriffs zu übernehmen. Stellt man sich jetzt noch Pornoschnauzbart-Träger und Singer Sven Wixner an einem legendären SH55-Mikro vor, kann die R'n'R-Sause beginnen. Genügend Pomade im Haar? Steht die Tolle? Wo sind die entzückenden Rockabellas?
Die kommen spätestens bei "Shine On" mit frisch aufgetragenem Lippenrot aus der Damentoilette gestürmt. Der lässige Song im Sixties-Flair zwingt förmlich zum Abtanzen, hoch mit den verdammten Petticoats! Wenn jetzt noch der Prinz, in Form von einem geleckten Elvis-Double in einem 66er Ford Mustang vorfährt, ist die Idylle perfekt.
Damit es nicht zu glänzend, fast kitschig wird, führt das dreckige "Life Ain't Easy" mit einem straighten Intro-Battle aus Drums und Bassgitarre in die vier großen Leidenschaften des Rock'n'Rolls ein. Gestatten: Cars, Girls, Beer und Dope! Die Klischeehymne setzt sich mit ihrer brachialen Ähnlichkeit zu den Stooges schon beim ersten Durchlauf in den Ohren fest und mutiert zum Liebling der Repeat-Taste.
Auch mit ihrer ganz eigenen Interpretation des Stones-Klassikers "Jivin' Sister Fanny" zeigen die Kölner deutlich, wie sehr der Sound von Jagger und Co. zur Inspirationen dient. Mutig polieren sie den alten Track auf neu mit modernem Turbo-Gitarrenspiel. Da nervt höchstens das andauernde Gestöhne von Wixner. Der ein oder andere hörbare Orgasmus weniger, hätte das Cover zu einem langanhaltenden Höhepunkt gemacht.
Der letzte Track "Hypnotized & Paralyzed" drückt einen, wie der biestige Kater am Morgen danach rabiat und schonungslos an die Wand. Zu lange Nächte in Begleitung von Jackie und Johnny zerstört der Song mit seiner ganz eigenen Priese an Psychedelic-Rock. Besser hätte man das Ende der Platte nicht ausfaden können. R'n'R auf ganzer Linie!
3 Kommentare
Es gehört doch schon irgendwie Talent dazu, dermaßen viele Platitüden in einem so kurzen Text unterzubringen. Herzlichen Glückwunsch, Frau Rademacher.
und wieder mal hat sich frau rademacher unterboten. glückwunsch zur schlechtesten rezi des jahres.
Bisher war für mich immer der Edele die Nummer eins unter den schlechtesten laut.de-Schreiberlingen. Aber das Fräulein Rademacher holt mit jeder neuen Rezi kräftig auf.
Und in Sachen R'n'R knallen Peter Pan Speedrock oder die Bones noch um einiges besser.