laut.de-Kritik
Nichts übrig von der grantigen Fassade.
Review von Dani FrommUnweigerlich springt einen vom Artwork seines aktuellen Albums der erste Eindruck an: Chakuza sieht schlecht aus. Mitgenommen. Unglücklich. Eigentlich sollte man ja weder Bücher noch Platten nach ihrem Cover beurteilen.
Im Falle "Magnolia" erscheint rückblickend eine Ausnahme von dieser Regel angebracht, so treffend illustriert die Verpackung den Inhalt. Im Zentrum einer sehnsüchtigen, melancholischen und auch ein wenig kitschigen Szenerie steht, präsent, aber auch einsam und alleine, Chakuza. Blass, buchstäblich durchscheinend. Zweifellos: Der Mann hat eine harte Zeit hinter sich.
"Magnolia" dreht sich fast ausschließlich um enttäuschte Hoffnungen und zerplatzte Träume. Unzufriedenheit mit sich selbst und dem Status Quo spricht aus Chakuzas Zeilen, aber auch eine diffuse Sehnsucht nach Erlösung, heiler Welt - nach der Fototapetenidylle auf dem Albumumschlag.
Die Songs, die Chakuza unter Schmerzen gebiert, gestalten sich entsprechend weder lebensfroh noch launehebend. Die schonungslose, fast schon brutale Offenheit und entwaffnende Ehrlichkeit lassen allerdings nicht kalt, sondern treffen direkt ins Mark. Von der grantigen Fassade früherer Tage ist nichts übrig.
Chakuza hadert mit dem Älterwerden, er rappt über persönliche Verluste, eigenes Versagen, Zukunftsängste - den typischen Großstadtblues, die epidemisch um sich greifende vorgezogene Midlife-Crisis, die eine ganze Generation junger Männer um die 30 auf die Bretter schickt.
Er schildert den Druck, der dem kampfesmüden Krieger langsam aber sicher die Luft zum Atmen raubt. In den endlosen Kreisläufen aus Versagen, Frustration, Aggression, Alkohol, Kontrollverlust, mangelnde Annerkennung, und das Ganze wieder von vorne beißt sich die Katze in den Schwanz. Autsch.
Der Ausbruch aus dem Mikrokosmos "Schneekugel" erscheint unmöglich, der Kampf gegen "Windmühlen" nicht zu gewinnen. Dann doch lieber noch einmal die "Decke" über den Kopf ziehen und liegenbleiben, im eigenen Elend.
So tief empfunden, aufrichtig und glaubwürdig Chakuzas Texte wirken: Auf Albumlänge ermüdet die trübe Stimmung, die die zarten, teils reduzierten, aber immer atmosphärischen Beats noch unterstreichen, doch sehr. Gleiches gilt für den monotonen, immer gleichen Vortrag ohne technische Finessen: Der passt zwar bei all der herrschenden Resignation im Grunde gut ins Bild, zieht auf die Dauer aber schon sehr runter.
Obwohl Chakuza einen Schlussstrich ziehen und "Berge Verschieben" möchte, auch wenn er am Ende beteuert, rosigere Zeiten dämmerten herauf, er habe in seinem Leben ausgemistet, aufgeräumt und nun sei "Alles Gut": Er klingt trotzdem noch immer derartig niedergeschlagen, dass man der Wandlung von Ruß zu Blütenstaub noch nicht so recht trauen mag.
Alle Wege führen aufwärts, so lange man unten im Loch hockt. Chakuza scheint schwer damit beschäftigt, sich aus seinen ganz privaten Tiefen hochzuwursteln. Auf zu neuen Ufern. Eigentlich wird es jetzt erst richtig spannend.
10 Kommentare
Four Music? ähm, nö.
naja ich werde es mir auf jeden fall mal anhören, weil was richtig schlechtes kann bei chak nicht rauskommen
Was richtig gutes allerdings auch nicht ich dacht chakuza gibt es gar nicht mehr so wie Baba Salat aber es scheint echt ne Nachfrage für Reibeisenselbsmitmleid-Rap zu geben.
Dieser Kommentar wurde vor 9 Jahren durch den Autor entfernt.
Ui, hätte nicht gedacht, dass Garri den neuen Chakuza feiert, wat ne Überraschung.
Chakuza geht allerdings völlig an mir vorbei, kein Intresse an Künstler und Platte, sorry, ich habe hier und heute leider keine Kritik für euch.
Ich mag den neuen Style von Chak und die persönlichen Songs. Konnte vorher nie groß was mit dem anfangen...