laut.de-Kritik
Die US-Rocker knüpfen an ihre großen Zeiten an.
Review von Jürgen LugerthDie Ami-Rocker Cheap Trick hatten ihre größten Erfolge Ende der Siebziger Jahre, vielleicht noch Anfang der Achtziger. Ihr im Jahr 1978 veröffentlichtes Doppelalbum "Live At Budokan" war ein Megaseller, der damals in jedem zweiten Haushalt stand. Eine Scheibe, die alle Vorzüge und die meisten Hits der Gruppe bis dato in dynamischen Versionen zusammenfasste, unterlegt von den spitzen Schreien von gefühlt zwanzigtausend euphorischen japanischen Teenies.
Cheap Trick galten in dieser Zeit auch als eine Art Teenieband, obwohl ihre Musik eine Menge mehr Kompetenz, Härte und auch Ernsthaftigkeit als die der üblichen Schulmädchen-Heroes aufwies. Vielleicht lag es am blond gelockten Sänger oder am kuriosen Baseballkappen-Fetischist und Giarrenfreak Rick Nielsen, der sich auf der Bühne gern mal eine fünfhalsige Klampfe oder auch drei normale Äxte gleichzeitig um den Hals hängte. Oder einfach nur an dem unverwüstlichen Hit "I Want You To Want Me"? Wer weiß?
Mitte der Achtziger versanken Cheap Trick aber recht schnell in der Versenkung. Dennoch existierten sie weiter und produzierten weiter fleißig Platten ohne nennenswerten Erfolg, bis 2009 insgesamt sechzehn Alben. Immerhin dienten sie mit ihrem speziellen Sound einer Menge Grunge-/Alternative Rock-Bands als Inspiration und haben auch mit vielen namhaften Künstlern aus diesen Bereichen zusammen gearbeitet.
Nun sind sie mit ihrem siebzehnten Streich zurück und der hat es durchaus in sich. Von Altersmüdigkeit keine Spur: Die Herren liefern ein fett rockendes, zeitloses und frisch wirkendes Scheibchen ab, das an ihre besten Zeiten erinnert. Schon der Einstieg "Heart On The Line" kommt mit Drive und Energie daher und liefert Gitarrenlicks, feine Gesangsmelodien und einen typischen Cheap Trick-Refrain.
Danach geht es Schlag auf Schlag. Jedes Stück ist melodiös, ausgereift und kommt einfach positiv rockend rüber. Parallelen zu Koryphäen wie den Beatles, dem Electric Light Orchestra, Tom Petty oder sogar den Sweet lassen sich nicht abstreiten, aber dies alles fließt in diesen typischen Cheap Trick-Sound, der immer zu erkennen ist.
Das muss man erstmal hinkriegen, auch die erkennbare Professionalität und die sichere Auswahl: Blues, Glam, Hardrock, Pop, Rock'n'Roll, Chorgesang, alles da. Und alles auf den Punkt. Besonders gut kommen die schnelleren und härteren Sachen wie "Roll Me" oder "All Strung Out" rüber, aber auch Schmachtfetzen wie "When I Wake Up Tomorrow" oder "Blood Red Lips" wissen zu gefallen. Welcome back, (old) boys!
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