laut.de-Kritik
Braucht die Welt wirklich noch einen Junior-Usher?
Review von Dani FrommChris Brown hat alles, was ein Shootingstar braucht. Chris Brown ist jung, er ist süß und charmant. Chris Brown kann singen, er kann tanzen und - was vielleicht das Wichtigste ist - er hat mit Produzenten wie Scott Storch und Dre & Vidal die Hochkaräter des Genres auf seiner Seite. Der Erfolg spricht für sich: Chris Browns Debüt fuhr bereits vor der Veröffentlichung in Europa mühelos Doppelplatin ein.
Chris Brown verfügt über einen ganzen Stab von Managern, Leibwächtern und PR-Beratern. Chris Brown grinst vom Cover des Vibe-Magazins. Chris Brown wird als der neue Usher, wenn nicht gar als der neue King of Pop gehypet.
Genau da liegt das Problem. Braucht die Welt wirklich noch einen Junior-Usher? Nachwuchsförderung schön und gut. Wenn aber Individualität und Originalität auf der Strecke bleiben, hat der Spaß doch ein erhebliches Loch - und dieses klafft, besonders ärgerlich, im aktuellen R'n'B. Da produzieren immer die gleichen fünf Produzenten für unterschiedliche Interpreten immer den gleichen Sound.
Mit einem Auge auf den Verkaufszahlen wird die immer gleiche Herzschmerzsoße angerührt. Damit es auch im Club noch funktioniert, hie und da eine Spur Hip Hop oder eine Prise Crunk dazu: "Do it like the Ying Yang Twins, start whispering" - so steht es im Erfolgsrezept, so wurde es bereits hundertmal praktiziert.
Nette Melodien, so glatt produziert, dass man sie unmittelbar nach Genuss bereits wieder vergessen hat, untermalen eine hübsche, wenn auch nicht gereifte Singstimme. Wer möchte einem Sechzehnjährigen Unausgegorenheit zum Vorwurf machen? Wer erwartet von einem Teenie, von wesentlich anderen Dingen als "Young Love" zu singen?
Es liegt mir fern, der Person Chris Brown an den Karren fahren zu wollen. Der Junge macht seine Sache ordentlich. Vielmehr verbuche ich ihn als ein weiteres Opfer der im Musikgeschäft betriebenen Goldesel-Mast.
Chris Brown wird sich nicht entfalten dürfen. Er wird die Rolle des "Prince of R'n'B" zu erfüllen haben. Vermutlich wird es ihm wenig ausmachen; das zu erwartende finanzielle Trostpflaster dürfte Entschädigung genug sein. Angeschmiert ist der Hörer: Ihm bleibt die traurige Feststellung, dass der R'n'B auch mit der nächsten Generation von Sängern auf der Stelle tritt.
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