laut.de-Kritik
Reimt sich nicht zufällig mit "würg".
Review von Giuliano BenassiEine Doppel-CD, am 6. November 2004 live in Dortmund mitgeschnitten – da schlägt das Herz des Chris De Burgh-Fans höher. "Ich hoffe, dass euch das Anhören dieses Albums so viel Spaß macht wie mir, als ich es aufgenommen habe", wünscht sich der argentinisch-irische Barde im wenig liebevoll gestalteten Booklet. Sammelt er etwa Iron Maiden-Platten?
So, wie er auf dem Cover dreinschaut, könnte er jedenfalls bei einem Hässlichkeitswettbewerb gegen Eddie antreten. Und hätte gute Chancen auf den ersten Preis. Das Grauen geht mit dem Einlegen der ersten CD weiter. Ein ganzes Orchester begleitet De Burghs Weg auf die Bühne – vom Band, versteht sich.
Auf sonstige Begleitung verzichtend, bestreitet er den restlichen Auftritt mit Gitarre und Klavier. An sich ein lobenswertes Unterfangen, stünde die schmalzgeladene Stimme dadurch nicht noch mehr im Mittelpunkt. Nach einer Weile geht sie erbarmungslos auf die Nerven, vor allem wenn sie sich in die Höhe schraubt und sich dabei fast überschlägt.
Wenn es für jedes "I love you" einen Cent gäbe, würde es wahrscheinlich reichen, um eine anständige CD zu kaufen. Nur nicht diese. Das Material setzt sich aus allen Schaffensphasen De Burghs zusammen. Dem damals neuesten Album "The Road To Freedom" (2004) fällt mit zehn Auszügen eine Schlüsselrolle zu, aber es bleibt genügend Zeit, um auch die Gassenhauer "Lady In Red", "High On Emotion" oder "Don't Pay The Ferryman" unterzubringen.
De Burgh spart sich "Turning Round"/"Flying", mit dem er zu Beginn seiner Karriere die Topplatzierung in den brasilianischen Charts erreichte, spielt aber mit "A Spaceman Came Travelling" ein fast ebenso antikes Stück. Die 7000 Zuschauer zeigen sich hellauf begeistert und singen auf der zweiten CD praktisch durchgehend mit.
Kein Zweifel – De Burgh gelingt es immer wieder, seine Fans für sich zu begeistern und an sich zu binden. Wer ihn mag, wird diesen Mitschnitt wahrscheinlich lieben. Wer ihn noch nie mochte, wird den Mann schon nach zehn Minuten mehr hassen als je zuvor.
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