laut.de-Kritik

Gestern noch gekellnert, heute schon in den Charts.

Review von

"How the hell does a broken heart get back together when it's torn apart", fragt sich Christina Perri gleich zu Beginn ihres Debütalbums "Lovestrong". Eine gute Frage. Leider weiß sie die Amerikanerin auch nach einer guten Dreiviertelstunde noch nicht so recht zu beantworten, obwohl sich nahezu jeder der insgesamt zwölf Songs ihres Erstlings mit eben jener Problematik beschäftigt.

Zu bemitleiden ist die zierliche Brünette deswegen aber nur bedingt. Von einem vermeintlich verkorksten Liebesleben abgesehen, reitet die Songwriterin gerade von einer Erfolgswelle zur nächsten. Gestern noch im Café gekellnert, heute bereits in den Charts: eine Biografie, nach der der Durchschnitts-Amerikaner nur so lechzt.

Doch während ähnliche Fälle in der Vergangenheit aufgrund fehlenden Tiefgangs und nicht vorhandenen künstlerischen Werts bereits nach kurzer Zeit nur noch müde belächelt wurden, dürften die Chancen für eine langfristige und ernstzunehmende Erfolgsgeschichte bei Christina Perri weitaus besser ausfallen. Denn selbst im allgemein eher belanglos dahin dümpelnden Mädchen-Pop-Genre überzeugt hin und wieder eine der zahllosen Gitarren- und Piano-Elfen.

Das Dutzend Liebes-Tragödien auf "Lovestrong" punktet vor allem mit einer Vielzahl an großen Melodien, derer man auch nach dem dritten Durchlauf nicht überdrüssig wird. Egal, ob "Arms", "Bang Bang Bang", "Mine" oder der Überhit "Jar Of Hearts": Christina Perris zart rauchiges Organ findet fast überall Ecken und Nischen, in denen sich eingängige Harmonieläufe parken lassen.

Spartanische Instrumentierung unterstützt das melancholische Gesangstreiben. Zumeist bilden das Piano und die Akustische die vorderste Front, wenn es darum geht, Hoffnungen, Leiden und Sehnsüchte der Protagonistin musikalisch passend zu begleiten. Ab und an gesellt sich unspektakuläres Drumming hinzu, auch der Klang von süffigen Streichern darf nicht fehlen, um die lyrische Tristesse in angemessene Soundlandschaften zu betten.

Doch Christina Perri kann auch anders: Wenn beispielsweise eine klassische Ballade wie "Tragedy" irgendwann nicht mehr macht, was man von ihr erwartet, sondern sich mit leicht sperrigen Gesangslinien und aufbäumenden Arrangements erfolgreich gegen den Titel "0815-Schmonzette" zur Wehr setzt. Oder wenn sich das beschwingte "Bang Bang Bang" und das Polka-Experiment "Mine" um den Titel "Happiest Lovestrong Moment" streiten.

Spätestens dann hebt sich Perris Debüt ab vom Standard-Programm der Mädchen-mit-Gitarre-Branche und hinterlässt weit mehr als nur einen kurzweiligen Liebeskummer-Streif am Pop-Horizont. Bleibt nur abzuwarten, wie sie wohl klingt, wenn es Amor einmal gut mit ihr meint.

Trackliste

  1. 1. Bluebird
  2. 2. Arms
  3. 3. Bang Bang Bang
  4. 4. Distance
  5. 5. Jar Of Hearts
  6. 6. Mine
  7. 7. Interlude
  8. 8. Penguin
  9. 9. Miles
  10. 10. The Lonely
  11. 11. Sad Song
  12. 12. Tragedy

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8 Kommentare

  • Vor 12 Jahren

    tolle frau!
    tolle künstlerin
    tolles durchhaltevermögen
    verdiente ernte!

  • Vor 12 Jahren

    Das ist doch nicht ernst gemeint?? Lana hat 3 Punkte bekommen und das auch? Ich habs jetzt durchgehört und sowas plastisches und generisches habe ich schon seit Jahren nicht gehört! Viel besser als Demi, Miley, Selena and Disney Co ist das hier nicht. Teenie Herzschmerz Balladen halt. Jar of hearts ist eins der schlechtesten Songs 2011, die Twilight Ballade noch schlimmer, genauso Arms und andere Singles. Schon allein die Zeile "You're gonna catch a cold from the ice inside your soul" gibt zu wissen dass das Album ein Mix aus Avril Lavigne, den frühen Werken von Vanessa Carlton, Hannah Montana, Kelly Clarkson und Gothic-Puppis ist. Dann hör ich im Radio doch lieber Rihanna, der Kauft man ihre Porno-Musik wenigstens ab. Das Album ist nix was die Clarkson nicht schon besser gemacht hat. Wenn man den nun auf so eine Art Musik von der Perri steht, dann rate ich eher Sarah Bareilles oder A Fine Frenzy.

  • Vor 12 Jahren

    Naja mich berührt da gar nichts.
    Das wir Männer es nicht gerne geben wenn uns langsame und dann auch noch emotionale(!!!!)Lieder berühren weiß man ja...
    Aber hier rührt sich ja gar nichts alles zu gewollt zu sehr auf "SEI TRAURIG UND HEUL RUM!!" getrimmt finde ich jedenfalls