laut.de-Kritik
Gepflegter Singer/Songwriter-Pop mit glänzender Begleitband.
Review von Artur SchulzIn den Achtzigern katapultierte sich Christopher Cross mit Superhits wie "All Right" und "Arthur's Theme" Grammy- und Oscar-überhäuft an die Spitze der amerikanischen Popliga. Trotz weiterer Veröffentlichungen konnte er nie wieder so richtig an diese Erfolge anknüpfen. Mit der Live-CD/DVD-Kombination "A Night In Paris" überzeugt Cross dennoch als gediegener Singer/Songwriter klassischer Prägung.
Da kommt er auf die Bühne, gut behütet, ein fülliger Mann mittleren Alters, stellt sich zurückhaltend vors Publikum. Und zäumt das sonst übliche Live-Procedere von hinten auf: Die Vorstellung seiner fünfköpfigen Band findet noch vor dem ersten Song statt. Als Einheizer setzt Christopher Cross auf seinen Riesenhit "All Right" von 1979. Und schmiert damit ziemlich ab.
Was nicht an der Band liegt: Hier hat sich Cross hörbar noch nicht warmgesungen. Seine hohe Falsettstimme liegt besonders beim Refrain etwas neben der Spur, es mangelt gegenüber der Studioversion an Druck und Überzeugungskraft. Erfreulicherweise bleibt es bei dem einen Fehltritt. Danach bieten Sänger und Mitstreiter ein unterhaltsames Pop-Potpourri vor begeistert mitgehendem Publikum im altehrwürdigen Pariser Theatre Le Trianon.
Bereits in den ersten drei Tracks besticht die Band mit harmonischem Zusammenspiel. Das Einflechten kleiner Neujustierungen der ursprünglichen Arrangements funktioniert tadellos. Im Gegensatz zu manch in Überproduktion versunkenen Studioaufnahmen sind hier Luftigkeit und Transparenz Trumpf.
Sehr schön festzumachen am Megahit "Arthur's Theme". Ohne den ganzen Geigenpomp, dafür mit stärkeren Jazz-Akzenten versehen geht die im Verbund mit Burt Bacharach geschriebene Nummer als höchst feines und hörenswertes Easy Listening durch. Das dem 2011 erschienenen Longplayer "Doctor Faith" entstammende "Leave It To Me" gefällt mit durchdachtem Songwriting, angezogenem Tempo und präzise eingestreuter Trompete.
Nahezu jeder Titel bietet Abweichungen gegenüber den originalen Fassungen. "No Time For Talk" glänzt mit einer versiert dargebotenen Trommelpassage. Das von den Besuchern mit viel Intro-Jubel aufgenommene "Sailing" (nicht zu verwechseln mit Rod Stewarts Megaseller) besticht mit intimer Akustik-Atmosphäre. "Never Be The Same" erfreut mit einem munteren Saxophon.
International setzt sich Christophers Begleitband zusammen. Puertoricanische Percussion (Richie Gajate Garcia) trifft auf kalifornische Drums (Dave Beyer) und ein deutsches Keyboard (Andy Suzuki). Die US-Amerikaner Kiki Ebsen (Vocals, Keyboard) und Basser Chazz Frichtel runden das Line-Up prächtig ab. Cross selbst wechselt zwischen E- und Akustikgitarre, und macht auf beiden Instrumenten eine gute Figur.
Cross selbst agiert als Frontmann angenehm unaufdringlich. Songs, Stimme und Musik stehen im Vordergrund. Das verleiht dem ganzen Konzert einen angenehm altmodischen Touch. "A Night In Paris" präsentiert Christopher Cross als Sänger und Musiker, dem trotz aller Erfolge Stargehabe ein Fremdwort darstellt. Die Besucher des Konzerts entlassen die Musiker nach der Show mit viel frenetischem und wohlverdienten Applaus.
Langeweile kommt ob der vorzüglichen Song-Auswahl großer und kleiner Höhepunkte aus mehreren Karrierejahrzehnte niemals auf. Die vorzügliche Soundproduktion sorgt auch für daheim für den vollen Genuss.
1 Kommentar
Im Studio wirklich gut - live ziemlich mau. Die Band spült hingegen wirklich klasse.