laut.de-Kritik

Elektronik- und Piano-Klänge zum Träumen und Entspannen.

Review von

Mit seinem Projekt Schiller erreichte Christopher von Deylen etliche Male Platz 1 der deutschen Albumcharts. Nun meldet sich der Produzent und Musiker zu seinem fünfzigsten Geburtstag mit "Colors" unter eigenem Namen zurück.

Vom Sound Schillers unterscheidet sich die Musik auf dem Werk jedoch nicht grundlegend. Von Deylen setzt nach wie vor auf sphärische Elektronikklänge und trancige Vocalsamples, die sich unter Hinzunahme unaufdringlicher 4/4-Beats nach und nach zu einem tanzbaren Soundpanorama verdichten. Nur bevorzugt von Deylen dieses Mal mit einem Yamaha Piano bunte und leichtfüßige melodische Farbtöne.

Inspiration für das Album fand der in Berlin lebende und arbeitende Musiker in der Natur. "Ein Teil des Werkes ist auf meiner Tour Anfang des Jahres entstanden. Die ursprüngliche Kraft der Natur begeistert mich sehr und hat mir dabei geholfen, das Soundbild von 'Colors' zu vervollständigen", erzählte er kürzlich in einem Statement.

Schon das anfängliche Titelstück klingt hörbar von der Natur beeinflusst, wenn sich nach pulsierenden Elektronik-Sounds und nachdenklichen, flächigen Synthies mit hellen Pianotupfern, ethnoartigen Samples und straighten Beats kontinuierlich immer mehr sonnige Töne durchsetzen. Dieser klangliche Optimismus dominiert auch den weiteren Verlauf. Dennoch vernimmt man in "Heliotrope" auch mal ein paar melancholische Blautöne am Piano. In "Opaque" kommen mit tiefen Synthieklängen ein paar dunkle Schattierungen hinzu. Dabei bleibt die Musik stets tanzbar und kurzweilig.

Mit "Arco Iris" hört man sogar eine sehnsüchtige Piano-Miniatur, mit der von Deylen kurzzeitig klassische Wege beschreitet. Spannender fällt "Heaven Can Wait" aus, das mit retrofuturistischen Synthies, präzisen Drumschlägen und einer sonnigen Gitarre, die hier und da immer wieder kurz erklingt, als klassisches Synthwave-Stück durchgeht. Dieses kühle 80er-Jahre-Flair steht dem Wahl-Berliner recht gut zu Gesicht.

Auch das electropoppige "Infinity" reißt durchaus mit, wenn romantische, verhallte Klavier-Sounds und weite Klangflächen zu einem Trip in die Unendlichkeit einladen. Am Ende geht es mit "Hotel Esperanza" mit ambienten Tönen in Anlehnung an Klaus Schulze, dem großen Vorbild von Deylens, in Richtung Sonnenuntergang.

"Colors" deckt verschiedene Stimmungen ab, wobei die Songs zumeist etwas Entspanntes und Verträumtes ausstrahlen. Zu den verregneten Herbsttagen bietet die Platte dementsprechend einen angenehmen klanglichen Kontrast. Nur sollte man nichts bahnbrechend Innovatives erwarten. Die Super Deluxe Edition enthält noch eine zweite CD und eine Blu-Ray mit Extended Versionen einiger Tracks des Albums, aufgezeichnet während seiner diesjährigen Piano + Elektronik-Clubtour, die Christopher von Deylen nächstes Jahr weiterführt.

Trackliste

  1. 1. Colors
  2. 2. Heaven Can Wait
  3. 3. Free
  4. 4. She Never Told Him Her Name
  5. 5. Heliotrope
  6. 6. Arco Iris
  7. 7. Euphoria
  8. 8. Opaque
  9. 9. Infinity
  10. 10. Hotel Esperanza

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LAUT.DE-PORTRÄT Schiller

Nein, hier geht es nicht um den guten alten Friedrich, sondern um das Trance-Projekt der Herren Mirko von Schlieffen und Christopher von Deylen aus Hamburg.

1 Kommentar

  • Vor 4 Jahren

    CvDs Soloprojekt ohne Gastkünstler und mit eher wenig poppigen Nummern. Piano und Elektronik - nicht mehr und nicht weniger.
    Ich würde es als gefällige Kost bezeichnen, etwas was im Hintergrund laufen kann und nicht den Anspruch hat einen neuen Meilenstein zu setzen. Keine Soundbasteleien und sonstigen Experimente. Mal etwas mehr Piano und dann mehr Elektronik, es wechselt immer bisschen hin-und her.
    Auch hier wieder sehr einfache Songstrukturen wie man es von Christopher kennt und weswegen viele ihn ja gerne in die Yoga-/Fahrstuhlmusik Ecke einordnen.

    Ich würde "Colors" ähnlich bewerten wie Toni Hennig, so zwischen 2 und 3.