laut.de-Kritik
High Noon auf dem Dancefloor.
Review von Daniel StraubDas Zitat ist eines der wichtigsten Stilmittel in der Popkultur. Alles hängt irgendwie mit allem zusammen. Da ist es nicht immer ganz leicht, den Überblick zu behalten. Kundigen Fährtenlesern ist es vorbehalten, die mehr oder minder verborgenen Zusammenhänge des Kosmos Pop offen zu legen. Von den Beatles führt eine Spur zu Oasis und The Libertines, eine andere stellt N.W.A. und Bushido in eine Reihe. Auch die britische Elektronik-Band Coburn bedient sich auf ihrem selbstbetitelten Debütalbum lustvoll im reichhaltigen Fundus der Popgeschichte.
Ihre Bezugspunkte finden die beiden Briten im Disco-Sound und Glamrock der 70er Jahre sowie den wuchtigen Grooves der Big Beat-Künstler des vergangenen Jahrzehnts. All das zusammen genommen, macht bereits deutlich, dass sich Coburn als Partyhengste deluxe verstehen. Einen ersten Vorgeschmack auf die Feierqualitäten der Releases von Tim Healey und Pete Martin gab es bereits vor zwei Jahren. Da machte die Maxi "We Interrupt This Programme" die Runde in den Clubs.
Der Elektrobrecher begeisterte die DJs, ganz egal ob sie sich eher im House, Trance oder Techno zu Hause fühlen. "Coburn" dehnt die Clubqualitäten der Briten nun auf Albumlänge und wartet zugleich mit überraschenden Zwischentönen auf. Keine funktionale Aneinanderreihung von Tanzflächenschiebern haben Coburn im Sinn gehabt, sondern ein Album, das seinen Namen verdient. Entsprechend vielschichtig sind die insgesamt 19 Tracks ausgefallen.
Von zuckersüßem Space-Disco à la "Razorblade" über druckvollen Breakbeat bei "Sick" bis hin zu rockigen Indietracks wie "10000 Leagus" reicht die musikalische Bandbreite von Coburn. Ohne Scheuklappen und Berührungsängste haben sie sich ans Werk gemacht und ein typisch britisches Album abgeliefert. Der Feierfaktor steht hier eindeutig im Vordergrund. "Coburn" kommt wuchtig aus der Hüfte geschossen. High Noon auf dem Dancefloor.
Den Titel 'Soundtrack für diesen Sommer' kann Tim Healey und Pete Martin wohl niemand mehr nehmen. Ob das Album auch über einen längeren Zeitraum Bestand haben wird, bleibt abzuwarten. Denn im Gegensatz zu Acts wie beispielsweise Fischerspooner haben Coburn ihr Album mit einem dicken Zuckerguss garniert. Und davon hat man ja bekanntlich schnell genug.
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