laut.de-Kritik

Fräulein Wursts Gespür für Glamour.

Review von

Seit Mozartkugeln war kein Österreich-Export mehr derart überzuckert: Kunstfigur Conchita Wurst bewegt sich irgendwo zwischen Bond-Girl und bärtiger Dame. Mit "Rise Like A Phoenix" sicherte sich die Diva vor vier Jahren den ersten Platz beim Eurovision Song Contest. Es folgten ein Album und eine Namensänderung. Das Fräulein Wurst heißt jetzt nur noch Conchita. Für ihr neues Album "From Vienna With Love" holte sie sich hochkarätige Unterstützung von den Wiener Symphonikern. Also Vorhang auf für Pauken, Trompeten, Streicher und einen Flügel, auf den sich Conchita im Geiste legen kann.

Aber spulen wir noch ein paar Jahre zurück: Lange bevor sich Conchita als Figur manifestiert, tritt der 17-jährige Thomas Neuwirth bei "Starmania" an. Mit einer inbrünstigen Interpretation von "All By Myself" überzeugt er die Jury und erreicht den zweiten Platz. Obwohl ihm eine Ausbildung zum Musicalsänger nahe gelegt wird, entscheidet er sich danach für eine Modeschule. Mehr Stimmbildung hätte ihm jedoch gut getan.

Conchitas ESC-Gewinnersong "Rise Like A Phoenix" klingt 2018 in der Neuauflage mit gewaltigem Orchester gar nicht mal schlecht, aber der Sängerin fehlt die Stimmgewalt, um mit der Begleitung Schritt zu halten. Insbesondere bei anspruchsvollen Stücken wie "The Sound Of Music" spürt man, dass sich Conchita übernommen hat. Auf "Moonraker" geht sie zwischen den Streichern unter.

Ebenfalls ein Minuspunkt: Der eklatante Mangel an eigenen Songs. Abgesehen vom Zugpferd "Rise Like A Phoenix" und "Have I Ever Been In Love" besteht "From Vienna With Love" aus Covern. Conchita wildert von Bond bis Disney und natürlich im Nachlass der Pop-Ikonen Céline Dion und Barbra Streisand. Doch wer covert, muss sich unweigerlich den Vergleich mit dem Original gefallen lassen. Und da hat jeder, der sich an Hildegard Knefs "Für mich soll's rote Rosen regnen" versucht, schon von vornherein schlechte Karten.

Das Album ist somit eine Huldigung an die großen Diven, denen Conchita aber nicht gerecht wird. Ihre eigentliche Leistung besteht darin, eine schillernde Kunstfigur geschaffen zu haben, die zur glamourösen Galionsfigur der LGBT-Community wurde und deren Unterhaltungsfaktor nicht von der Hand zu weisen ist. Der Gesang geht jedoch zwischen Bart und Glitzer unter.

Trackliste

  1. 1. Writing's On The Wall
  2. 2. Have I Ever Been In Love
  3. 3. Colors Of The Wind
  4. 4. The Sound Of Music
  5. 5. Get Here
  6. 6. Where Do I Begin
  7. 7. All By Myself
  8. 8. The Way We Were
  9. 9. Rise Like A Phoenix
  10. 10. Moonraker
  11. 11. Uninvited
  12. 12. Für mich soll's rote Rosen regnen

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11 Kommentare mit 17 Antworten

  • Vor 6 Jahren

    Ich hab mich ja getraut, ihr getraut euch nicht, ihn zu veröffenltichen.

  • Vor 6 Jahren

    TOM NEUWIRTH IST VON FRÄULEIN WURST SO WEIT ENTFERNT WIE DIESE KRITIK VON DEN TATSACHEN
    Ohne auf die einzelnen Kritikpunkte einzugehen (Teile davon fanden sich schon in einer anderen "Kurier"-MEINUNG (der mit der Musicalausbildung)) - der Intendant der Wiener Symphoniker, einem der weltbesten Orchester, die normalerweise in der A-Liga der Musik, der Klassik beheimatet sind, nannte Tom einen sehr sehr guten Vokalisten, der auch sehr vielfältig sei, wie dann am Album zu hören sein werde. (Talk Radio Stephansdom, Wien)
    Die minutenlangen Standing Ovations sowohl vom begeisterten Publikum im renommierten Wiener Konzerthaus (generell kritisches Publikum) als auch vom Orchester (keine Selbstverständlichkeit!) bei der Livepräsentation sprachen auch eine andere Sprache.
    UND: nein, Tom Neuwirth aka CONCHITA ist weder Opern- noch Musicalsänger, aber das erste Mal, dass die Wr.Symphoniker sich ins Popgenre überhaupt begeben und sie haben sich Tom bzw. Conchita dafür ausgesucht.
    AND LAST NOT LEAST: Galionsfigur LGBT & "Unterhaltungsfaktor" Hallo????
    Conchita war niemals Unterhaltungsfaktor - sondern wie es Ex UN-Generalsekretär Ban-ki-moon bei einem gemeinsamen Auftritt nannte, "danke für Ihre Leadership", für den Einsatz für LGBT- UND Menschenrechte.

    • Vor 6 Jahren

      Also quasi die Wiederkunft Christi. Wurde ja auch Zeit.

    • Vor 6 Jahren

      Ich kenn mich in der Szene nicht so aus, aber die Wiener Philharmoniker gehören zu den besten der Welt, den Symphonikern dagegen geht wohl eher das Geld aus......

    • Vor 6 Jahren

      wow. conchita wurst fangirls im rage-mode.

      :popcorn:

    • Vor 6 Jahren

      Kassik, die A-Liga der Musik. :lol:

      Die Wiener Symphoniker sind so broke, die Hälfte von denen bläst für 'nen Zwanni am Karlsplatz.

      PS: keinen Bock, am Handy einen neuen Account zu erstellen.

    • Vor 6 Jahren

      In Sachen leadership kann ihm/ihr nur einer das Wasser reichen. Immerhin war der auch aus seinen/ihren Gefilden.

    • Vor 6 Jahren

      Finde ich gut, dass die Presseabteilung von Frau Wurst "laut.de" kennt. Jetzt wissen wir wenigstens, dass das Album doch sehr super ist. Bravo

    • Vor 6 Jahren

      @Carina Winter:
      Nett ...
      "Der Intendant der Wiener Symphoniker, einem der weltbesten Orchester, die normalerweise in der A-Liga der Musik, der Klassik beheimatet sind, nannte Tom einen sehr sehr guten Vokalisten, der auch sehr vielfältig sei, wie dann am Album zu hören sein werde."
      Mag er richtig liegen. Will ich auch nicht bestreiten. Aber ebenso richtig ist auch der Punkt in der Kritik, daß Tom Neuwirth und somit zwangsläufig auch Conchita Wurst das Volumen fehlt. Das ist erst mal kein Problem, aber wenn man die Wahl hat, sucht man sich dann gefälligst nicht Material aus, das Volumen fordert.

      "Die minutenlangen Standing Ovations sowohl vom begeisterten Publikum im renommierten Wiener Konzerthaus (generell kritisches Publikum) [...] bei der Livepräsentation sprachen auch eine andere Sprache."
      Ich war bislang in dem Glauben, daß sich auch in Wiener Veranstaltungsräumen die Zusammensetzung des Publikums von Veranstaltung zu Veranstaltung ändert, abhängig von dem, was oder wer sich da gerade auf der Bühne tut oder rumtreibt. So kann man sich irren ...

      "Conchita war niemals Unterhaltungsfaktor"
      Conchita war IMMER Unterhaltungsfaktor. Conchita war immer das bebartete Quietscheentchen der Showbühne. Daß sich hinter Bart und Make-Up ein kritischer Geist befindet, der seine Popularität jenseits der Bühne dazu nutzt, sich in bestimmte Richtungen zu äußern, ist eine andere Geschichte.

      Gruß
      Skywise

    • Vor 6 Jahren

      Jemand sollten diesen Marketingpraktikanten Mal stecken, dass diese generischen Frauenklarnamen nicht ziehen, wenn sonst niemand solche Nicks benutzt.

      Und noch unwahrscheinlicher ist, dass gleich mehrere solcher Exoten genau bei einer Conchita Review laut.de entdecken, obwohl dieses Phänomen bei fast keinem anderen Künstler zu beobachten ist.

      Außerdem wären zumindest ein paar kleine Zugeständnisse hier und da glaubwürdiger.

    • Vor 6 Jahren

      "Also quasi die Wiederkunft Christi"
      Ja den Eindruck kann man bekommen wenn man das Cover anschaut !

  • Vor 6 Jahren

    Gesanglich wohl ganz OK, aber irgendwie ist das ganze Produkt der tausendste Aufguss von etwas was schon länger aus der Zeit gefallen wirkt.
    I am not excited.

  • Vor 6 Jahren

    So geht das, @laut.de - und "Have I Ever been in Love" habt ihr eh auch gehört? Tom Neuwirth´s resp. Conchita´s eigener Song:
    https://myfizzypop.blogspot.com/2018/10/co…

  • Vor 6 Jahren

    Conchita blieb immer zu sehr unter ihren Möglichkeiten, was vor allem an dem wenigen eigenen Material der letzten Jahre lag. Niemand braucht ein dramatisches Symphoniker-Cover-Album. Eine Entwicklung hinsichtlich persönlichem Material wäre interessant gewesen, aber daran wurde leider nicht weiter gearbeitet bisher!

  • Vor 6 Jahren

    Mit Verlaub, liebe Katharina Höcker, Dein Review ist für die Tonne. Du hast erstens schlecht recherchiert und zweitens Schmalz in den Ohren. Wenn da mal nicht die Vorurteile oder schlichtweg Zeitnot Deine Tippfinger gelenkt haben...

    1. Fehler: Tom Neuwirth sang damals in der Tat eine inbrünstige Version von "All By Myself", aber die Jury konnte er damit keineswegs überzeugen. Hannes Eder, der damalige Juror, bewertete den Auftritt mit vernichtenden Worten. Die hervorragende aktuelle Studio-Version zeigt somit, was durch intensives Gesangs-Training und körperliche Veränderung (ein Muskelkorsett zur Unterstützung der Stimmbänder) möglich ist.

    2. Fehler: Er war bereits Modeschüler, bevor er zu Starmania ging, und führte die Ausbildung danach zum Ende. Wir reden hier von einem fünfjährigen Diplomstudium, keiner Schneiderlehre. Das schmeißt man nicht so einfach weg.

    3. Die von Dir angesprochene Gesangsausbildung hat er sehr wohl genossen, und zwar bei Monika Ballwein, der renomiertesten Gesangslehrerin Österreichs. Später kamen Gesangsstunden bei einer britischen Lehrerin hinzu.

    4. Seine aktuellen Gesangsfähigkeiten werden von dem Dirigenten der Wiener Symphoniker seltsamerweise ganz anders bewertet als von Dir. Warum wohl?

    5. The Sound of Music gehört auch nicht zu meinen Lieblingsstücken, dennoch habe ich Respekt vor dieser Darbietung. Was Du nämlich verschweigst: Tom Neuwirth hat im letzten Jahr beim Life Ball die Rolle der Maria von Trapp bei einem Live-Remake von The Sound of Music übernommen. Daher die Songauswahl. Nicht er hat sich den Song ausgesucht, sondern die Rolle hat es erfordert, dass er sich den Song stimmlich erschließt. Auf diese Leistung kann er durchaus stolz sein und deshalb ist der Song auf dem Album.

    6. Moonraker: Vielleicht solltest Du Dir ein paar neue Kopfhörer kaufen. Ich höre ihn klar und deutlich.

    7. Es sind nicht irgendwelche Cover-Versionen, sondern Songs, die ihn sein Leben lang begleitet haben, ihm also sehr viel bedeuten. Das Album mit eigenen Songs ist ja in der Mache, aber braucht eben noch etwas. Warum? Weil er extrem selbstkritisch ist und unbedingt Qualität abliefern will. Und wird - da mache ich mir überhaupt keine Gedanken.

    Im Übrigen: Hat Celine Dion jemals einen eigenen Song gesungen? Nein. Sie musste sogar ihre Songschreiber darum bitten, das Publishing mit ihr zu teilen, damit sie überhaupt irgendetwas an ihren eigenen Alben verdient. Zudem sind Celine Dion & Barbra Streisand so stimmgewaltig, dass sie gemeinsam nicht zu ertragen sind - das durfte ich vor Jahren bei einem Konzert im kanadischen Montreal am eigenen Gehör erfahren.

    8. Deine Bewertung des Hildegard Knef-Covers, liebe Kahtarina, lässt mich zuletzt völlig an Deiner Urteilsfähigkeit zweifeln. Ich empfehle Dir, Dich mal selbst daran zu versuchen und Deine iPhone-Version mit der Conchitaschen Version zu vergleichen. Spätestens dann dürfte Dir klar werden, wie gut dieser Tom Neuwirth tatsächlich ist.