laut.de-Kritik
Knallharter spanischer Rap abseits des Buena Vista S.C.
Review von Philipp GässleinControl Machete sind keine Bling Bling-Rapper. Die Texte sollen derart politisieren, dass sie in Mexiko auf dem Index landen. Die Videos, die auf einer Extra-CD beigefügt wurden, belegen dies. Keine dicken Autos oder halbnackten Frauen (vielleicht wegen Budgetmangels), dafür künstlerisch interessant. Für jeden Track ein eigener Clip. Einen schöneren Bonus kann es kaum geben, die Fans zum Plattenkauf zu animieren.
Den krassen Vorteil, den die spanische Sprache gegenüber der deutschen hat, ist der ihr innewohnende natürliche Flow. Ein spanischer MC könnte die Bedienungsanleitung für einen Rasierapparat vorlesen, und dennoch würde ihm jeder einen hervorragenden Style bescheinigen. Gemessen daran kommen die Skillz der Control Machete-MCs Patricio, Toy und CM eher mittelmäßig rüber. Okay, B-Real macht auf der "Grandos Exitos" seine Arbeit auch nicht gerade glänzend, aber der deutsche Rapfan hat von den Delinquent Habits und den Orishas schon Besseres gehört.
Die Beats orientieren sich stark an alten DJ Muggs-Sachen, ohne jemals wirklich heran zu reichen. Als einzige Latino-Track sorgen "En El Camino" und "El Genio De Club" für Partystimmung.
Sicherlich ist es unfair, von jedem spanischen Act Buena Vista Social Club-Samples zu erwarten, aber wenn man sich von dem Erfolgsrezept abwendet, sollte man zumindest eine adäquate Alternative anbieten. Und die findet der Control Machete-Beatbastler nicht immer. Experimentell ist wohl das richtige Wort, um den Stil des Albums zu umschreiben. Der eine oder andere Glückstreffer ("Nostalgia", "De") gelingt dabei, aber leider schießt man auch oft daneben.
Vielleicht muss man des Spanischen mächtig sein, um Control Machetes Musik würdigen zu können. Für den, der es nicht ist, hat die Platte keine überragenden Höhepunkte zu bieten.
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