laut.de-Kritik
Hätte in Sydney für's deutsche Team im Piano-Schnell-Spielen starten können.
Review von Kai KoppWow, rechtzeitig zur Olympiade veröffentlichte Cornelius Claudio Kreusch seine Live-Einspielung "Solo Piano". Statt in der Steinway Hall in New York hätte Cornelius auch in Sydney für´s deutsche Team im Piano-Schnell-Spielen starten können. Mich beeindrucken solche technischen Höchstleistungen immer, aber gefallen tun sie mir nicht.
Die Motive aus "A night in Tunesia" eignen sich zweifellos zum High-Speed-Swing. Schöner wird der Song aber nicht wenn der längste Notenwert 1/8 ist. Auch wenn die kreative Leistung im Bezug auf das Arrangement, die Verwendung der Motive und die Entwicklung der Improvisation entlang des "roten Fadens" sehr groß ist, weg damit!
Erst als ich die virtuelle Plattennadel in die Pausenrille vor dem 4. Stück setze, wird mir wohler. Meine Leidenschaft für viertel, halbe und ganze Notenwerte findet ihren Ausdruck oft in Balladen. Geb´ ich ja zu und werde mit "Here´s to Jaki..." verwöhnt. Diese Hommage an seinen nicht unbekannten Berklee-Lehrer Jaki Byard beweist mir, dass er seinen scheinbar chronischen Dauer-Tremor doch im Zaum halten kann.
So, und jetzt geht´s auch richtig innovativ los. Hat Cornelius sich bisher auf die Vorführung technischer und interpretatorischer Leistungen konzentriert, beweist er mit "Queen Nubia" Gespür für modernes ideenreiches Klavierspiel. Mit Hilfe des Flügelinnenraums zaubert er eine wunderschöne Klanginstallation im Sinne eines seiner geistigen Väter, John Cage: "I welcome whatever happens next"!
Leider, leider verfällt er im nächsten Track - einer "Round Midnight" Adaption - wieder in pianistische Kapriolen. Wirkliche Hochleistung, aber doch eher Sport denn Musik, auch wenn er sich zwischendurch etwas beruhigt. Und so geht es, unterbrochen von ein paar lichten Momenten, bis zum bitteren Ende.
Dort versöhnt er mich mit "Feel" noch einmal ein wenig, zum gütig stimmen ist es leider zu spät. Vorzeitiges Aus also durch Geschwindigkeitsüberschreitung! Da CCK diesen Vorwurf schon gewohnt ist, beantwortet er die Frage "wann beginnt für dich instrumentelle Raserei?" mit den Worten: "Wenn sie als solche empfunden wird".
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