laut.de-Kritik

Nach Mission Impossible und Moulin Rouge nun der Soundtrack zum Selbstmord.

Review von

Deine Freundin hat dich versetzt? Dein Chef hat dich gerade entlassen? Du bist der Einzige, der an Ostern kein Ei gefunden hat? Finger weg von dieser Platte! Craig Armstrong liefert den Soundtrack zum Selbstmord. Der gefragte Filmmusikkomponist (Goldeneye, Mission Impossible, Batman Forever, Romeo und Julia, Moulin Rouge ..) und Arrangeur (Massive Attack, Madonna, U2, Björk, Tina Turner, Pet Shop Boys ..) weiß uns, oft unbekannterweise, seit langen Jahren mit seinen Melodien zu überzeugen. Auf "As If To Nothing" tötet der Meister ultradepressiv. Geht der Opener "Ruthless Gravity" noch als bombastisch orchestrierter Trip Hop mit nur leichten Suizidtendenzen a la Poritshead durch, enttäuscht "Wake Up In New York" durch tristen und einfallslosen Schmerz. Die leidvollen gesanglichen Qualen auf "Miracle" knacken meine sonnenverwöhnte, nachösterliche gute Laune, und so finde ich mich inmitten einer mittelprächtigen Schizophrenie wieder.

"Amber" knüpft an das hervorragende "Weather Storm" (Massive Attack) auf Craigs ersten Album "The Space Between Us" an, kommt aber nur knapp an die gewaltige Kraft des Originals heran. Bei "Finding Beauty" ist der Name Programm, allerdings ist mir hier die Schönheit etwas zu beliebig geworden. Nein mit diesem Album werd ich ums verrecken nicht glücklich. Auf "Waltz" liest mir Antye Greie-Fuchs von Laub ein html-Script vor. Das ist zwar neu, aber super-unspannend! Auch ein kleiner Hook bei bei ca. 2" 55' bis 2" 58' erlöst mich nur scheinbar. "Inhaler" kommt big-beatig, um mir den Rest zu geben.

Nachdem ich die Rollos herunter gelassen habe, um es mir im Kerzenschein so richtig schön dreckig gehen zu lassen, kommen mir das sakrale "Hymn II", an dem Photek beteiligt ist, gerade recht. Aussagen über die Pop-Posse "Snow" schenke ich mir und gehe zu "Starless II" über, das mich mit dem Hinweis King Crimson 1974 lockt. Einzig diese Verweise auf bekannte Altstars lassen mich mein tristes Dasein weiter fristen. "Stay" mit Bono von U2 gewinnt zwar in der Kategorie bester Popsong des Albums, ist aber auch nicht gerade ein Floorburner. Zusammen mit "Ruthless Gravity" und "Starless II" aber die einzig erträglichen Stücke bisher. Ach, was soll ich sagen, und so gehts weiter. Bis zum bitteren Ende ...

Trackliste

  1. 1. Ruthless Gravity
  2. 2. Wake Up In New York
  3. 3. Miracle
  4. 4. Amber
  5. 5. Finding Beauty
  6. 6. Waltz
  7. 7. Inhaler
  8. 8. Hymn 2
  9. 9. Snow
  10. 10. Starless II
  11. 11. Stay
  12. 12. Niente
  13. 13. Sea Song
  14. 14. Let It Be Love
  15. 15. Choral Ending

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