laut.de-Kritik
Diese Platte ersetzt das Flohmarkt-Stöbern.
Review von Daniel StraubDirty Soundsystem sind Soundpuristen. Was sie veröffentlichen, muss den hohen Ansprüchen des Trios genügen. Das Wichtigste dabei: unbekannte Tracks. Das Zweitwichtigste: Tracks, die "cutting edge" sind, also das Salz in der Suppe. Beide Maxime erfüllt die neueste Compilation "Dirty Space Disco" voll und ganz.
Ein Hauch des Obskuren umgibt Dirty Soundsystem-Tracks ja gerne. So auch dieses Mal: Von den 13 Nummern auf "Dirty Space Disco" kenne ich genau einen Künstler: Conrad Schnitzler. Wer nun mit den Schultern zuckt, liegt genau richtig.
Schnitzler ist vielleicht Industrial- und Krautrock-Freunden ein Begriff, da er die Band Cluster mitgegründet hat, was ihm in Insiderkreisen zu Bekanntheit verholfen hat.
Der Underground lebt also einmal mehr, wenn das Dirty Soundsystem die Hoheit über die Plattenspieler ausübt. Musikalisch bewegen sich die Tracks zwischen stark gedrosseltem Disco (John Miles - "Stranger In The City"), schmalzigem 70er Big Band-Sound (John Forde - "Atlantis") und spacigen New Wave-Nummern (Conrad Schnitzler - "Auf dem Schwarzen Kanal").
Als wahre Soundpuristen verzichten Dirty Soundsystem darauf, die unterschiedlichen Tracks ineinander zu blenden. Jede Nummer läuft von der ersten bis zur letzten Sekunde. Das ist seit 2001 das Erfolgsrezept der drei Franzosen.
Einen treibenden Flow darf man hier also nicht erwarten und der ist auch gar nicht erwünscht. Viel wichtiger ist dem Dirty Soundsystem, dass die Tracks auf "Dirty Space Disco" den Zuhörern die Ohren öffnen.
Und das tun sie auf ganz charmante Weise. Unaufdringlich und unaufgeregt wird hier offenbar, dass das große Archiv der Popgeschichte für Neugierige noch jede Menge Entdeckungen bereit hält.
Wer diese machen will, muss sich entweder stundenlang auf Flohmärkten und in Second-Hand-Läden rumtreiben oder eben zu "Dirty Space Disco" greifen und so die aufwendige Suche des Dirty Soundsystem nach interessanter Musik unterstützen.
2 Kommentare
Also John Miles ist schon bekannt. "Music" kennt ja wohl so ziemlich jeder.
Also die drei Punkte-Bewertung spricht irgendwie gegen den Inhalt der Rezension, oder?