laut.de-Kritik

Der G-Funk-Hero aus L.A. feiert die 90er.

Review von

Die körnige, fast lebendige Snare auf "That Niggers Crazy" lässt erahnen, wie und wieso der Doktor seinem Kollegen DJ Quik einst den Drum-Part auf seiner "In Da Club"-Produktion überlies. DJ Quik, den die LA Weekly mit den Worten "Dre ist für die Welt, aber Quik ist unsere Stadt" vor Dre zum wichtigsten Beatbastler der Stadt kürte, entwickelt und erweitert seit Jahrzehnten den G-Funk, ohne in Europa den ganz großen Namen zu erlangen.

Auch seine moderne Variante der frühen 90er Soul-Jazz-Funk-Pop-Grooves auf "The Midnight Life" bildet hier keine Ausnahme. Allein im erwähnten Opener "That Niggers Crazy" werkelt Quik neben der Snare noch Scratches, verquere Hooks und ein hypnotisch gelooptes Banjo zu einem Monster-Brett – und bohrt auch im Folgenden dickste Bretter.

Auf "Back That Shit Up" wechselt er von Clap- zu Trap-Snares, holt ein paar Geigen hervor und wechselt innerhalb von Sekunden von Minimalismus zu Pomp und wieder zurück. Den DJ im Namen Ehre machend, kriecht sein "Trapped On The Tracks" mit einem Rückwärts-Loop und urbaner Geräuschkulisse im Hintergrund old schoolig durch Compton, nur ab und an von einem einsamen Saxophon begleitet. Wer in den ersten drei Tracks über diverse Musikgenres hinweg so flüssig Brücken zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlägt, dem verzeiht man auch seine eher unspektakulären spaßigen Party-Verse.

Der 44-jährige Veteran feiert hier eben sich und seine Krisenbewältigung. Hatte er 2011 beim letzten Album "The Book of David" derbsten Stress mit seiner Großfamilie, so spürt man auf "The Midnight Life" die neugewonnene Lebensfreude aus jeder Rille. "Im Aufnahmeprozess hatte ich keine familiären Probleme. Ich begann gar Super Bowl-Parties und Karaoke-Abende für die ganze Verwandtschaft zu schmeißen. Wir machen eben Musik, um glücklich und fröhlich zu sein", so Quik im Pitchfork Magazin. Ausgelassene Parties, die der Produzent heutzutage vermisst – wie er auf dem Happy Rappy-Track "Broken Down" mit 90er "Früher war alles besser"-Style festhält:

"Even at the park, we don't party whatever / Not familiar, because we are hardly together / Cyber gangbangers, Internet gimmicks / How did all my fans get replaced with critics? / Went to sleep and woke up in a world full of limits."

Überhaupt die 90er. Fast alle Beats atmen den Jamcharakter, wie man ihn vom Beginn jenes Jahrzents her kennt. "Pet Sementary" träumt mit jazzigen Pianos und smooth-funkigen Gitarren vor sich hin, während der R. Kelly-R'n'B in "Life Jacket" mit Synthie-Bongos und Daft Punk-Vocoder für Suga Free und Dom Kennedy eine perfekt chillige Grundlage bietet. Weitere zwanzig Jahre geht gar das Instrumental "Bacons Groove" zurück, in dem Quik mit seinem langjährigen Gitarristen Robert Bacon sehnsüchtigen Soul in Booth und Bytes trägt.

Die Liste an superben Stücken ist gar endlos, findet aber in "Puffin The Dragon" seinen wahnwitzigen Höhepunkt. Der Uptempo-Tune rockt mit James Bond-Streichern aus der "The Living Daylights"-Phase, während die Hook klassisch-sonniger G-Funk ist und in spacigen Orgel-Tönen endet. Oder wie es DJ Quik selbst sagt: "Look, you guys gave me olive juice and bitters, and I turned this shit into a motherfucking sweet martini."

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. That Niggers Crazy
  3. 3. Back That Shit Up
  4. 4. Trapped On the Tracks
  5. 5. El's Interlude 2
  6. 6. Puffin the Dragon
  7. 7. Pet Semetary
  8. 8. Life Jacket
  9. 9. That Getter
  10. 10. The Conduct
  11. 11. Shine
  12. 12. Bacon's Grove
  13. 13. Broken Down
  14. 14. Why'd You Have to Lie
  15. 15. Fuck all Night
  16. 16. Quik's Groove

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