laut.de-Kritik
Subtil wie ein Brett über die Rübe.
Review von Dani FrommOkay, okay. Das Cover sieht scheiße aus. Es muss wohl reiner Selbstschutz gewesen sein, dass mein Auge dermaßen an der dicken Überschrift "DJ Teddy-O presents" hängen blieb, dass ich die erhebliche Beteiligung der Ying Yang Twins zunächst tatsächlich übersehen habe.
DJ Teddy-O ... Während ich noch darüber sinniere, ob ich von dem Kasper schon gehört habe, ereilen mich Stimmen von Kaine und D-Roc einigermaßen unvorbereitet. Dafür aber gewohnt subtil - wie ein Brett über die Rübe. Kein Wunder, dass ich umgehend Sternchen sehe. "Ying Yang on the menue", womit sich die Miteinbeziehung von "Alcohol & Drugs" von selbst versteht. "Goddammit, we drunk, we smoke."
Keine Sorge: Viel intellektueller wirds nicht. Um die Texte der Brüder im crunken Geiste zu erfassen, genügt rudimentäre Stammhirn-Tätigkeit. "Go! Go! Go! Go!" Aye, Sirs. Wohin? "From The Car, 2 The Club". Was geht? "Smoke a blunt with us, get crunk with us." Und dann? "Get On The Floor". Gut, aber ... äh ... wieso? "Boom, bang, tic, toc, make this bitch rock." Allsklar.
"Big booty, big titty"? Bestens, dann "shake and rattle like a snake". Die Ying Yang Twins versuchen gar nicht erst, Botschaften zu transportieren, denen man nicht auch im Vollrausch noch Folge leisten könnte. "Just do it til you can't no more."
Ihr Weg "All Around The World" führte die Zwillinge nach Köln und von da aus - zumindest soundmäßig - hurtig wieder dahin, wo alles begann: in die Strip-Clubs von Atlanta. Die Domstädter Teddy-O und Bazzazian schustern dem feinkörnigen Schleifpapier, aus dem Kaines Stimmbänder zu bestehen scheinen, und dessen immer noch etwas druffer tönenden Gegenstück Kulissen in schönster, wenn auch nicht gerade revolutionärer Dirty South-Manier zusammen.
Es beschleicht einen der Eindruck, als weigerten sich die Ying Yang Twins strikt, über irgendeinen wie auch immer anders geratenen Bass-Typus zu rappen. Also rollen die Herren Produzenten bewährte, voluminös einher hallende Ware heran. Harsche Akzente setzen so gut wie immer scharfe Synthie-Claps.
Die Details zwischen diesen Eckpfeilern lassen dagegen offenbar Raum für Verhandlungen. Von quakenden Tröten über Elektro-Geflirre aus dem Geldspielautomat oder blechernem Verzerrereffekt auf der Stimme bis hin zu einem orientalisch gefärbten Melodiebogen ("Snake") bietet "All Around The World" allerlei. All dies gießen Bazzazian und Teddy-O in endlose Wiederholungsschleifen, bei denen sich vor dem geistigen Auge fast unweigerlich wahlweise Oben-Ohne-Schlammcatch- oder Bullriding-Szenen abspielen - in Zeitlupe.
Die entgegen ihrem Titel keineswegs als "Skit" zu bezeichnende Nummer fährt hinter dreckigem Gelächter sogar ein fluffiges Jazz-Saxophon auf, wohl um der Erfüllung elementarer Bedürfnisse einen Schritt näher zu kommen: "I need a bitch to suck my dick." Ah, ja.
Wenn der Synthie-Bulldozer auch noch den letzten Widerständler auf die Tanzfläche geschoben hat, können wir alle zusammen "Back In The Days" noch ein bisschen Alte-Helden-Namedropping spielen und zu "Hips", einer Art "Planet Rock" für schlichte Gemüter, dieselben schütteln, bevor der "Tsunami" kommt. "It's Mr. Nasty time, bitch. I like it nasty." Primitiv und Spaß dabei: "We don't give a fuck."
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