laut.de-Kritik
Die Skandinavier beherrschen ihr Pop-Handwerk.
Review von Klaus HardtAha, skandinavische Popmusik. Die hat ja allgemein einen guten Ruf in der Welt und ist mitunter auch kommerziell sehr erfolgreich. Nun möchte die norwegische Band D'Sound dieser Reputation auch im Rest Europas gerecht werden.
In ihrer Heimat stellte sich mit den ersten Alben bereits Mitte der neunziger Jahre ein Erfolg ein, die aktuelle CD erreichte dort schon Goldstatus. Was bietet dieses Album? Sind hier gute Popsong verewigt, oder zehrt man im Land der Fjorde vom Heimspielbonus?
Zunächst einmal ist die Musik technisch hervorragend gemacht. Das bezieht sich nicht nur auf den Sound, der glasklar und sehr transparent die einzelnen Stimmen hören lässt, sondern ebenso auf die Fähigkeiten der Musiker. Sie beherrschen ihre Instrumente in ganz besonderer Weise und haben auch das Handwerk des Arrangierens auf der Berklee School Of Music gelernt. Die offenen Gitarrenakkorde, angereichert mit Chorus- und Halleffekten, sind breit, aber nicht überladen ("Doublehearted").
Der Schlagzeuger füllt die weichen Grooves mit vielen Sechzehnteln auf ("Do You Like It"). Bassist Jonny Sjo hat nicht nur was für Grundtöne übrig und bringt somit seine Jazzrockeinflüsse ein ("Give It All Back"). Simone, die Sängerin, nimmt die tragende Atmosphäre der Band mit leicht hauchender Stimme auf ("Dancing Into The Moonlight"). Das ist gut aufeinander abgestimmt und liegt den Skandinaviern vielleicht im Blut?!
Doch so richtig wollen die Songs nicht an einen ran. Die Lieder sollen zwar eine locker Stimmung verbreiten, plätschern aber zu sehr vor sich hin. Viele der Stücke bleiben nicht im Gedächtnis. Nach "Do I Need A Reason" oder "Come Back My Friend" fragt man sich: 'Ach, war's das schon?' Selbst der erste Song "I Just Can't Wait", der doch ein wenig wilder zur Sache geht, bleibt cie Stimmung insgesamt zu brav. Mittel, den Zuhörer für sich zu gewinnen, könnten ein fesselndes Riff, ein mitreißender Groove oder ein überwältigender Bläsersatz sein. Nichts davon ist auf "I Just Can't" auszumachen.
Vielleicht sollten die angeführten Stilmittel gar nicht in die Musik von D'Sound einfließen, und man wollte es einfach seicht haben. Aber dann müsste doch wie bei der Mutter aller Pop-Bands die Gesangsmelodie die Aufmerksamkeit auf sich ziehen und am besten zwei Tage lang nicht mehr aus dem Kopf gehen. Dies ist wahrscheinlich auch die Intention bei mitsingbaren Songs wie "Doublehearted" oder "Dancing In To The Moonlight". Doch leider werden die Melodien der Stücke dem hohen Anspruch nicht gerecht. Der Funke mag einfach nicht überspringen.
Dieses gut produzierte Album mit ausgefeilt aufeinander abgestimmter Instrumentation greift somit die Tradition von gut gemachter skandinavischer Popmusik auf, bleibt aber leider zu sehr an der Oberfläche. So eine Musik lässt sich gut nebenbei konsumieren und fügt sich in ein Formatradio wie Harmony FM ohne Probleme ein. Ob die norwegische Band damit auch in anderen Ländern erfolgreich sein kann, muss mit einem großen Fragezeichnen bedacht werden. Schließlich hat man dort immer Auswärtsspiele.
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