laut.de-Kritik
Heftiges Hardcore-Punk-Elektro-Mischmasch, das einem die Schuhe von den Füßen reißt.
Review von Amelie KöpplDZ Deathrays aus Brisboune in Australien haben alles, was zu einer ausgelassenen Feierei gehört: heftiger Sound, wütende Gesangseinlagen und lustige Totenkopfmasken. Na ja, lustig ist da im Vergleich eher Sidos zeitweiliger Gesichtsschmuck. Doch ohne Frage machen die zwei Kerle aus Down-Under heftige Party-Mucke, die einem die Schuhe von den Füßen reißt.
Von Beginn an verwirren sie ihre Zuhörerschaft mit einer undefinierbaren Hardcore-Punk-Elektro-Mische, die wie ein Hund beim Markieren ihre unverkennbare Spur an jeder Clubtür hinterlässt. Bestes Beispiel dafür ist "Play Dead Until You're Dead". Denn was mit ungewohnt soften Orgelklängen einleitet, windet sich in den nächsten vier Minuten zu einer Art üblen Tanzzwang empor.
Spätestens wenn sich Sänger Shane Parsons kreischend die Stimmbänder fetzt, erreicht der Song seinen Höhepunkt. Bevor die sich ständig ineinander schiebenden Synthies mit dem sich wiederholenden Chorus endgültig vereinen können, wird das ganze Spektakel jedoch einfach achtlos fallen gelassen. Zumindest solange, bis der nachhallende Sound am Anfang von "Gebbie Street" wieder auftaucht.
Hier verwandelt sich das vernachlässigte Stück Musik in ein treibendes Etwas, von 8-bit-Sound eingeleitet und mit wildem Riffgedresche gebändigt. Vergleiche mit brachialem Popmischmasch wie von Death From Above 1979 und der Einfluss der Glam-Metaller der Mötley Crüe sind hier zwei gute Anhaltspunkte.
Eine kurze Kehrtwendung macht das "Bloodstreams" in "Dumb It Down", wenn aus wilder Ungestümtheit plötzlich der Gesang langsam herab rieselt und einem kurz Zeit zum Verschnaufen lässt. "LA Lightning" bietet kurz wieder einen kontrastreichen Vormarsch mit laut stampfendem Rythmus, der sich schon bei Queens Of The Stone Ages "Little Sister" bewährt hat.
Fast jeder Song, wenn man mal vom sphärisch-verzerrtem "Intro" absieht, ist ein Zeugnis von fachmännischem In-Die-Saiten-Greifen und gekonnten Synthie-Spielereien. Und wenn einem das Herz nach nur knapp 35 Minuten vor lauter dickem Bass bis zum Hals schlägt, ist eins klar: DZ Deathrays Debüt kann man problemlos auf jeder noch so versifften Kellerparty auflegen. Zumindest solange bis die Nachbarn mindestens genauso wütend wie Shane Parsons und Simon Ridley die Tür eintreten.
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