laut.de-Kritik

Das Grauen stirbt nie.

Review von

Mit "Symphony Of Light" verdiente sich der Dark Tenor die goldene Musikhimbeere des Jahres 2014. Album Nr. zwei - "Nightfall Symphony" - tötet eifrig auch noch die allerletzten Lichtstrahlen. Willkommen zur unwürdigsten Platte des laufenden Jahres.

Die Themen gibt man gern vor: Alles dreht sich um "Liebe, Verlust, Leid, aber auch Hoffnung und die Aussicht auf Erlösung." Das Motto stimmt auffallend. Wer sich diese Scheibe zu Gemüte führt, wird Ohrenzeuge, wie Dark Tenor alle Liebe zur Musik verliert. Am Ende bleibt dem Hörer lediglich die Hoffnung auf Erlösung von solchem Leid.

Doch das Grauen stirbt nie. Mit bemerkenswerter Spürnase finden die hauptberuflichen Nivellierer zur Kastration der Kunst zusammen. So begibt sich der Möchtegernfinsterling willig in die Fänge des Produzenten Bernd Wendlandt. Die Kollabo funktioniert erwartungsgemäß so verheerend wie ein Stelldichein von Pest mit Cholera. Denn Wendlandt verfügt über wahrhaft teuflische Vernichtungskräfte.

Seinen schwarzen Zauber setzte er schon oft ein. So wandelte er Silly von Individualität zum Ikea-gestählten Bioladen-Stereotyp oder mutierte Faun vom Songwriterjuwel zur gaukelnden Narrentruppe. Einen Mangel an Effektivität mag man ihm mithin kaum unterstellen.

So entsteht ein Songwriterduo des Grauens. Darky hierzu: "Die Zeit des Songwritings war für mich eine emotional schwierige Zeit. Ich denke, ich bin durch dieses Album nicht nur musikalisch gewachsen, sondern auch persönlich. Die Stücke repräsentieren das, was in den letzten beiden Jahren in meinem Leben geschehen ist."

So wie das Resultat klingt, kann ihm nicht viel Gutes widerfahren sein. Es gibt Melodien von der Stange, den üblichen Bombast, Plunder sowie eine Aufgeblasenheit im Klangbild, die die Hohlheit von Komposition und Stimme gleichermaßen trefflich illustriert.

Bis hierhin könnte man noch milde lächeln und die Lieder der "Nightfall Symphony" als Anhäufung harmloser Geistlosigkeiten abtun. Doch das Duo hat ein diabolisches Ass im Ärmel. Die zwei kidnappen kurzerhand weltberühmte Klassikmotive von Wagner, Puccini, Händel, Verdi und Co. Diese verstümmeln sie und setzen den blutigen Fragmente mit maximalem Schädigungswillen in den clownesken Zusammenhang ihrer selbst erdachten Rohrkrepierer.

Das schmutzige Ergebnis klingt konsequenterweise tatsächlich noch um ein vielfaches furchtbarer als die letzte Platte. Spätestens wenn "Blindfold" voller Publikumsverachtung den guten alten "Walkürenritt" zu Schanden reitet, hofft man, Onkel Richard möge sich aus der Gruft erheben und dem dunklen Tenor samt seinem Renfield ordentlich heimleuchten.

Trackliste

  1. 1. The Brave Never Die
  2. 2. Blindfold
  3. 3. Toxic Rain
  4. 4. Wild Horses
  5. 5. Horizon - Somewhere I Belong
  6. 6. Afterglow
  7. 7. Volcanoes
  8. 8. Shatter Me
  9. 9. Va, pensiero
  10. 10. Renegades
  11. 11. Mountain High
  12. 12. Confutatis
  13. 13. Abendlied
  14. 14. The End

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