laut.de-Kritik
Dem Songwriter fällt nichts Neues ein - das macht er aber gut.
Review von David HutzelZuweilen ertappe ich mich dabei, wie ich mich nachmittags durchs Privatfernsehen zappe, um dort Relikte der letzten 15 Jahre Fernsehgeschichte serviert zu bekommen. Stichwort Reality-TV: Der Zahn der Zeit hat Alexander Hold, Barbara Salesch & Co. offensichtlich schlicht vergessen. Ihre Shows werden längst nicht mehr produziert, werden aber noch gesendet.
Schaut man sich die vergangenen Jahre im Leben von Darwin Smith an, ergeht es ihm ähnlich wie jenen Vertretern der Staatsgewalt zur Mittagsstunde. War der New Yorker mit seiner Band im Jahr 2010 noch ein kleiner Hype, so hat er sich inzwischen in der zweiten Reihe des Indie-Rock breit gemacht. Die letzte Platte "Songs For Imaginative People" beherbergte zwar gute Songs mit heulenden Thin Lizzy-Gitarren, doch ein zweites "Radar Detector" war eben nicht dabei. Ob das manchen Fan der ersten Stunde vergraulte?
Das dritte Album "Double Down" will nun genau diesen wieder ins Boot holen. "Last Cigarette" bietet von Anfang an einige Deez-Momente, wie sie auf dem Debüt hätten stattfinden können: Sanfter, knabenchorhafter Gesang trifft auf latenten Funk und programmierte Beats. Die Spielereien einer verzerrten Leadgitarre finden weiterhin ihren Platz bei Darwin Deez, wenn auch weitaus zurückgenommener als auf "Songs For Imaginative People".
Statt Rock-Brettern im Jackson-Anzug besinnt sich "Double Down" zurück auf von Bass und Beat getragene Indie-Hymnen ("Lover", "Rated R"). Death Cab sind in "Time Machine" nie weit, und Deez verarbeitet deren gedämpftes, pochendes Ohrwurm-Potenzial in einer nie anbiedernd wirkenden Art. Ähnlich wie Ben Gibbard & Co. hat Darwin Deez seit der ersten Platte einen unverkennbaren Stil entwickelt.
Das entpuppt sich auf "Double Down" als größtes Problem des Songschreibers aus New York und seiner Truppe. Egal, ob hier ein Riff hinzukommt oder da ein Dance-Break wegfällt: Deez läuft Gefahr, so zu enden, wie Salesch und Hold – täglich präsent, aber nicht mehr wahrgenommen, weil sich die Dinge wiederholen.
Sicher wird auch sein großer Indie-Hit "Radar Detector" im Nachhinein verklärt. Doch fraglich, ob "Double Down" so lange im Gedächtnis bleiben wird wie dieser. Dem Songschreiber Deez fällt irgendwie nichts Neues ein. Paradox, macht er doch nach wie vor einen guten Job.
1 Kommentar
stimme zu. aber ich mag den mann immer noch. album beweist insbesondere im arrangement (wenn auch nicht unbedingt im frischen songwriting) seine musikalische reife