laut.de-Kritik

85.000 Zuschauer in bombastischer Stimmung.

Review von

Dave Matthews ist das US-amerikanische Pendant zu Robbie Williams. In ihrer jeweiligen Heimat gelten beide als Superstars, auf der anderen Seite des Atlantiks stoßen sie dagegen auf nur geringes Interesse. Während der englische Entertainer bzw. sein Label die Hoffnung auf den US-Erfolg noch nicht aufgegeben haben, tritt Matthews mittlerweile nicht mehr in Europa auf. Seine hiesigen Fans müssen sich also mit den regelmäßig erscheinenden Livemitschnitten seiner Band begnügen.

Die hier festgehaltene Veranstaltung fand am 22. September 2003 zugunsten der öffentlichen Schulen New Yorks statt. 85.000 Zuschauer strömten auf die große Wiese des Central Parks, die schon Paul Simon mit und ohne Kollege Garfunkel als Kulisse diente. "Special thanks to the people of New York - the greatest audience in the world", bedankt sich Matthews artig in den Schlusstiteln, und fasst die bombastische Stimmung treffend zusammen. Zwischen Anfang und Ende liegen knappe drei Stunden; dank spektakulärer Hubschrauberaufnahmen der nächtlichen Skyline Manhattans und zahlreicher Kameras, die immer wieder Gesichter aus dem Publikum heraus picken, kommt selbst vor dem Fernseher kaum Langeweile auf.

Dabei beginnt das Konzert eher zögerlich: Ein sichtlich nervöser Matthews erscheint mit ungepflegtem Dreitagebart und gönnt sich erst mal einige Minuten wirren Geklimpers, um die Stimmung aufzusaugen und sich mit seiner Band warmzuspielen. Nach dem ungewohnt heftigen "Don't Drink The Water" macht die erste halbe Stunde klar, warum die Combo so populär ist, zumindest in den USA: Mit einer Mischung aus Jazz, Reggae, Rock, Folk und Pop produzieren sie eine mitreißende Klangkollage, die nicht so richtig zu den introvertierten und Unsicherheit verratenden Texten passt. Man kann dazu tanzen, aber auch nachdenken – für jeden ist etwas dabei.

Dennoch dauert es eine Weile, bis die Chemie stimmt. Die Fans singen zwar ergeben mit und freuen sich bei jedem Lied, dennoch scheinen die Musiker auf der Bühne zu sehr mit sich beschäftigt, um den Funken aufzufangen. Steuern Saxophonist Leroi Moore und Geiger Boyd Tinsley beim Klassiker "Ants Marching" feurige Einlagen bei, lässt sich die Band in "Two Step" zu einer 18-minütigen Jam Session verleiten, die eher zum Aufwärmen in den Backstagebereich gepasst hätte.

Die Vereinigung zwischen Publikum und Band gelingt erst auf der zweiten DVD, wenn Warren Haynes, ehemaliges Mitglied der Allman Brothers Band, die Bühne betritt und auf seiner Gibson Les Paul Neil Youngs "Cortez The Killer" anstimmt. Eine gelungene Version, die sich stark am Original orientiert. Mit neuer Energie stürzen sich alle Beteiligte in "Jimi Thing", wohl der Höhepunkt des Auftritts, während Matthews bei "Where Are You Going" endlich mal auf wildes Geschrei und weitgehend auf seine Band verzichtet. "I'm no superman, I have no answers, but I know that my place is with you" singt er im Refrain und erzeugt Rührung bei seinen Zuhörern.

Mit Verzerrer stimmt Bassist Stefan Lessard anschließend die US-Nationalhymne an. Eine Hommage an New York, zweifellos, aber auch an Jimi Hendrix, wie das anschließende "All Along The Watchtower" beweist. Eigentlich das perfekte Ende für den Auftritt, da die drei letzten Stücke nicht mehr die selbe Intensität erreichen. "Stay!" brüllt der Sänger schließlich ins Mikrofon, bevor sich alle Beteiligten mit tiefen Verbeugungen verabschieden.

Warum Dave Matthews in Europa keinen Erfolg hat, ist aus diesem Auftritt nicht herauszulesen. Ebenso unklar bleibt, warum Robin Williams in den USA floppt. Dabei wäre die Lösung des Problems recht einfach: die beiden laden sich gegenseitig als Vorband ein. Bis dahin muss sich der europäische Matthews-Fan mit dieser DVD begnügen. Oder bei fallendem Dollar-Kurs doch mal in den Flieger steigen.

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2 Kommentare

  • Vor 16 Jahren

    Hilfe, man kann doch unmöglich die DMB in irgendeiner Weise mit R.Williams vergleichen, auch wenn der hier angeführte Vergleich nur den kommerziellen Erfolg auf den jeweiligen Kontinenten veranschaulichen soll. Ich bin mir sicher daß Robbie sein Bestes gibt, doch an das künstlerische Niveau eines Dave Matthews wird er sich in Lichtjahren nicht heranarbeiten können. Bitte das nur zur Kenntnis zu nehmen. Danke !!!

  • Vor 16 Jahren

    Nach der letzen DMB-Scheibe "Stand Up" liegen Herr Matthews und Herr Williams gar nicht mehr so weit auseinander. Vorher hätte ich dir zugestimmt.