laut.de-Kritik
EDM ist tot. Aber David Guetta lebt!
Review von Hannes HußEDM ist tot. Vor wenigen Jahren dominierte die tanzbare Kombination aus House und Pop noch die Single-Charts, inzwischen hat Hip Hop diese Rolle übernommen. Das hat auch Auswirkungen auf die Musik David Guettas. Der französische DJ war ja bekanntlich das Aushängeschild des kommerziellen EDM. Jetzt da seine musikalische Heimat verwaist, muss auch er sich neu aufstellen. Dafür ist "7" ein eindrucksvolles Beispiel.
In seiner Hochphase setzte David Guetta einfach berühmten Gastsängerinnen standardisierte EDM-Tracks vor. Auf "7" hingegen veröffentlicht er teilweise maßgeschneiderte Songs. Lil Uzi Vert und G-Eazy rappen in "Motto" über ihr Leben (wir sind rich und so) auf einen Sound aus Drones und dickem Bass. Das passt schon deutlich besser zum Genre als der Kirmestechno von 2011 mit Beteiligung von Snoop Dogg.
Dem Superstar des Reggaeton J. Balvin hingegen baut der Franzose bei "Para que te quedes (feat. J Balvin)" zu Gast ist, konsequent einen Reggaeton-Song. "2U" mit Justin Bieber oder "Don't Leave Me Alone" mit Großbritanniens Popsternchen Anne-Marie sind hingegen Exempel zeitgenössischem Pops. Dass die Songs sich dabei im Endeffekt einen Refrain teilen - geschenkt.
Die Tracks passen jetzt zwar besser zu ihren Interpreten, wirklich gut sind sie aber immer noch nicht. "Motto" liefert keine neuen Ideen bezüglich Hip Hop, und der Refrain von "2U" und "Don't Leave Me Alone" ist so heillos mit Effekten und Breaks überladen, dass er kaum zu ertragen ist.
"Flames" dagegen ist eine wirklich gelungene Powerpop-Nummer mit Gänsehaut-Potenzial. Zusammen mit dem "Kill Bill"-inspirierten Musikvideo kann man hier von einer Sternstunde in der Karriere David Guettas sprechen. Kollaborateurin Sias Stimme passt mit ihrer Variabilität perfekt dazu.
Ebenfalls ansprechend ist "She Knows How To Love Me" mit Blaxploitation-Intro und voranpreschendem Beat. Hier sind die Handclaps auch endlich nicht mehr nervig, sondern unterstützen die Atmosphäre des Songs. Die Ähnlickeiten zu "Hey Mama" von 2014 überhören wir lieber.
Die obligatorische zweite CD erscheint dieses Mal unter dem Pseudonym Jack Back, das Guetta einst für den Song "Wild One Two (feat. David Guetta, Nicky Romero, Sia)" auf dem Album "Fuck Me I'm Famous 2012" geschaffen hatte. Pünktlich zum Release von "7" gibt er sich nun als Jack Back zu erkennen und bringt sogar ein eigenständiges Mixtape als Jack Back heraus. Leider nutzt er diese Tatsache nicht für spannende Experimente, sondern macht die gleiche Musik wie unter seinem Klarnamen.
Keiner der Songs auf CD knackt die vier Minuten-Marke, und jeder geht so subtil vor wie ein Presslufthammer. Kein einziges Mal nimmt sich der Track Zeit zum Aufbau, es entwickelt sich kein Sog. Stattdessen wird meistens in atemberaubender Geschwindigkeit zum Drop hingearbeitet. Kein Mut zu Experimenten, nichts. Nur bewährtes Vorgehen nach Schema F. Dieses Schema F trägt durchaus, alles ist auf Hochglanz produziert und wird seinen Anklang in den Großraumdiskotheken der ganzen Welt finden.
Seine eigene Stellung sichert David Guetta mit "7" eindrucksvoll, weiterhin generiert er mit seinen Singles große Streamingzahlen. Anstatt einen EDM-Hit nach dem anderen rauszuhauen, geht er nun stärker auf andere Genres zu. Zumindest das ist zu begrüßen.
7 Kommentare
Alleine schon, wenn ich 27 Songs in einer Tracklist sehe, die kein Best-Of ist, kommt mir das Kotzen.
Musik für Disco-Opfer
Electro ist eh wack.
Genauso ausgelatscht und unkreativ wie die Bruce Guetta / Bruschetta Witze über seinen imaginären Bruder beim Italiener von nebenan.
ich: der ist doch tot
Lernerfolg von heute: David Guetta und avicii sind nicht ein und der selbe mongi, der (fast) identische musik macht
Rezensiert doch lieber die neue Liebing...