laut.de-Kritik
Der Stimmungs-Titan covert Matthias Reim, Pet Shop Boys und Iggy Pop.
Review von Rinko HeidrichFreude bereiten nach einer so langen schweren Zeit: Das sei sein Anspruch an das neue Album gewesen, erzählte David Hasselhoff über "Party Your Hasselhoff". Hier in Germanien schätzt man seine Musik, die das teutonische Grundbedürfnis nach Klatschmusik mit amerikanischer Lockerheit verbindet. Diesen Trick liebt man hierzulande schon seit den Sechzigern, als ausgebildete Jazz-Sänger aus dem Ausland ihren Anspruch über Bord warfen und den Nachkriegs-Deutschen lieber klischee-besoffene Gute-Laune-Folklore in die Reihenhäuser lieferten.
Hasselhoff sang sich mit "Looking For Freedom" 1989 in die Herzen von Millionen Menschen und lief mit gut gebautem Körper durch die Folgen der Vorabend-Serie "Baywatch". Es ist eine besondere Beziehung, die beiden Seiten gut tut. Den Künstler, der in Amerika einen Roast über sich ergehen ließ, freut die Anerkennung und die Wertschätzung, die er daheim eher wenig bekommt. Auf seinem letzten Album "Open Your Eyes" konnte er 2019 sogar einen gewissen Überraschungseffekt für sich verbuchen, als er plötzlich geschmackvollen 80er-Indie wie The Jesus And Mary Chain und Modern English coverte. Den Fäuste-Hoch-Gestus mag vielleicht nicht jeder in Verbindung mit diesen Bands sehen, aber der Fremdschamfaktor fiel seitens der Kritik deutlich geringer aus.
Für "Party Your HASSelhOFF" wagt er sich nun an ein Cover von Matthias Reim, dessen unkaputtbare Rock-Imitation "Verdammt ich lieb dich" plötzlich zu Cher mutiert. Immerhin eine Steigerung von abscheulich zu trashig-putzig. Hasselhoffs Gesangsleistung bleibt natürlich weiter überschaubar, aber der tiefe Bariton scheitert auch nicht komplett an der Elvis-Schmachtnummer "Can't Help Falling In Love With You", die immerhin nach Karaoke-Abend in Las Vegas und nicht nach DJ Klausi und Hüttengaudi klingt. David hat einfach Spaß und lässt diese in seine Songs mit einfließen.
"Always On My Mind" lässt den King noch einmal aufleben, dankbarerweise aber von der Synthie-Dance-Version der Pet Shop Boys inspiriert. Auch diese Drittverwertung der unbeeindruckt fröhlichen Entertainment-Maschine geht nicht in die Geschichte ein. Ein subtiles Meisterwerk legten aber auch die smarten Engländer in ihrer Kitschversion nicht hin.
Einfach schlimm dagegen "The Passenger", in das die tiefe und leicht schräge Stimme von Hasselhoff prinzipiell gar nicht so schlecht rein passt. Leider sorgen schauderhafte Eurotrash-Bumsbeats für ein hochblümerantes Gefühl in der Magengegend. Die Grenze zwischen liebenswürdigem Laune-Bär, dem man viel durchgehen lässt und dem Totengräber eines großartigen Punksongs mit Tiefgang ist hier einfach überschritten. Tanz den Elvis, aber Iggy Pop mit den Flippers als Background-Band ist zuviel. Sorry, jetzt wird persönlich. Lass es, David!
Launige Radiohits wie Billy Joels "We Didn't Start The Fire" ist dagegen eine vereinende Konsens-Nummer, bei der sich "ironische" Konzertgänger und Partyhut-Träger hemmungslos in den Armen liegen dürften. Schon das Original war ein Good-Feeling-Hit der besseren Sorte. Dad-Vibes versprüht das Album eh an allen Ecken, doch dieser Papa ist einfach zu sympathisch und voller Leidenschaft, um ihn panisch von der Bühne zu zerren.
Absolut keine Blamage ist auch der finale Song. Die Country-Ballade "I Will Carry You" bringt er solide rüber. Warum lässt der Mann untalentierte, deutsche Produzenten aus der alten Welt ran, wenn der uramerikanische Sound doch viel besser zu ihm passt. Der Track wird als Eigenkomposition beworben, aber entspringt einer Zusammenarbeit mit Routinier Jörgen Elofsson (Britney Spears, Celine Dion). In der Ode an seine Familie steckt viel Seele drin, was ihm besser steht als das Bild des professionellen Stimmungs-Titans. So bleibt am Schluss doch wieder ein Überraschungsmoment: David hat uns lieb, und wir ihn manchmal auch.
8 Kommentare mit 5 Antworten
Hilfe, das Cover von I Just Died In Your Arms (Du musst besoffen bestelln) kommt auf Malle sicher gut an.
Ungehört 5/5
hihihihihiiiiiii. Der Witz über den Witz. hihihihihihii
Er sollte lieber wieder in sein KITT autochen steigen und naja iwas abschiessen.
Alter, Michael Knight hatte doch keine Knarre. Er hat immer nur Prügelei angezettelt und wurde dann von Kitt am Hinterausgang abgeholt um abzuhauen!
Korrekt. Sagen wir dann: dieses Album ist abschiessbar.^^
Der Typ ist auch nur noch eine Karrikatur von sich selbst. Und "The Passenger" fasse ich als Beleidigung auf.
Er sieht jetzt aus wie ein Android.
Die Überschrift sagt eigntlich wahrheitsgemäß alles, was man zu diesem Werk wissen muss. Natürlich ist das scheiße. Dennoch: Hasselhoff ist unhatebar!