laut.de-Kritik
Mr. Graves zieht noch den griffigsten Froscharsch von der Seerose.
Review von Michael EdeleHey, so langsam muss ich mir den 28. Juli 2003 echt rot im Kalender markieren. Was diese Woche an Hammeralben erscheint, zieht doch echt den griffigsten Froscharsch von der Seerose. Ist aber wohl besser, dass dieses Album im Sommer erschienen ist, denn im Herbst hätte ich doch ziemlich daran zu kauen gehabt. Was uns Devon Graves aka Buddy Lackey auf "A Murder Of Crows" präsentiert, geht mal wieder tiefer, als die letzte Eisbohrung in der Antarktis.
Diesen Mann könnte man vermutlich nicht mal mit vorgehaltener Waffe dazu zwingen, musikalisch hohle Knuspertüten der Marke Dieter Bohlen und Co. zu produzieren. Sowohl textlich als musikalisch fährt er schwerste Geschütze auf, und es bleibt dir als Hörer fast nichts anderes übrig, als dich vollkommen in die Kompositionen fallen zu lassen.
Allein das Sample "You are one twisted fuck" am Ende von "The Messenger lässt kurzzeitig verblüfft aufhorchen. Doch abgesehen von anderen kurzen Intros hält einen Graves Stimme über die komplette Spielzeit von über einer Stunde gefangen und macht es unmöglich, sich dabei auf etwas anderes zu konzentrieren, als auf die Musik. Ich muss mich ernsthaft darauf konzentrieren, welche genial melancholischen Geschichten der ehemalige Psychotic Waltz-Frontmann da erzählt, da der Klang seiner Stimme auch als reines Instrument schon genug wäre.
Mit seinen Bandkollegen, zu denen seit einiger Zeit statt Volker Wilschko nun Gitarrist Rolls Kerschbaumer gehört, hat er ein absolut stimmiges Team zusammen gestellt, das seine Kompositionen perfekt umsetzen und nicht nur bei "Regret" in die höchsten Psychotic Waltz-Sphären vordringen kann. Deadsoul Tribe verzichten auf "A Murder Of Crows" vollkommen auf Balladen und, abgesehen von "Flies" und "Black Smoke And Mirrors", auch weitgehend auf wirklich ruhige Töne, denn das Album ist im Vergleich zum Vorgänger doch sehr gitarrendominiert. Vor allem "Black Smoke ..." und der Bonustrack "Time" dürften die alten Fans begeistern, denn Devon greift verstärkt auf seine Querflöte zurück und zaubert damit wieder Melodien hervor, die einfach unbeschreibbar schön sind.
Nach dem Debüt haben sich die Jungs tourmäßig doch schwer zurück gehalten. Hoffentlich ändert sich das für "A Murder Of Crows". Diese Band gehört einfach auf eine Bühne, wo sie ihre Magie hoffentlich genauso gekonnt verbreitet wie ihrerzeit Psychotic Waltz.
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