laut.de-Kritik
Simple, glaubwürdige, gute Pop-Musik.
Review von Kathrin FinkDrei Stichworte zu Delta Goodrem: Jung, hübsch, poppig. Diese Informationen reichen wohl, um sich auf einen zünftigen Veriss vorzubereiten. Aber so sehr die Delta auf den ersten Blick allen gängigen Pop-Klischees entspricht, so sehr muss man doch zugeben, dass diese Dame sich entwickelt. Und zwar in eine verdammt gute Richtung.
Mit 18 Jahren an Krebs zu erkranken, ist wie ein Faustschlag mitten ins Gesicht. Niemand rechnet damit. Delta Goodrem befand sich in ihrer Heimat Australien bereits auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, als sie dieser Schicksalsschlag ereilte. Ihre neue Bühne hieß Krankenhaus, statt Gesangsübungen machte sie Chemotherapie. Wahrscheinlich dachte niemand an eine baldige Wiederkehr der ehemaligen Neighbours-Schauspielerin.
Doch Delta setze sich, kaum wieder bei Kräften, ans Klavier und begann, das hier vorliegende "Mistaken Identity" zu schreiben. Diese Platte lässt nicht den Funken eines Zweifels an der Leidensgeschichte der jungen Dame. Die langen, blonden Haare sind der Chemotherapie zum Opfer gefallen, der Blick ist weder lasziv noch sexy - sondern direkt und ehrlich. Die Songs klingen so, wie das Cover aussieht.
Anfangs mit "Out Of The Blue" noch etwas zurückhaltend, steigert sich Delta in "The Analyst" in einen tiefen und bewegenden Song. Piano-Solos finden sich wie auf dem ersten Album "Innocent Eyes" auch hier zu genüge. Doch wirken sie nie wie abgetakeltes Geklimper, stets sind die Tasten zum richtigen Zeitpunkt gesetzt. "Mistaken Identity" ist Namensgeber des Albums und ein durch und durch guter Pop-Song. Dem orchestralen Intro folgt eine gut aufgebaute Melodie, die sich in einen stimmigen, kraftvollen Refrain türmt.
Auch "Sanctuary" und "A Little Too Late" sind solide, kein bisschen kitschig geratene Klangwerke. Das ganze Album gibt einem ein starkes Gefühl von Aufschwung und Optimismus. Was höchstwahrscheinlich daran liegt, dass Delta bei allen 14 Kompositionen selbst Hand angelegt hat. Zwar ließ sie sich von Robbies Ex-Songwriter Guy Chambers (der fast alle Songs mitkomponierte) helfen, doch ist ihre ganz eigene Handschrift deutlich zu erkennen.
Einziger kleiner Durchhänger ist das Duett "Almost Here" mit dem just bei Westlife ausgestiegenen Brian McFadden. Im Vergleich zu den anderen pompösen, aufwendigen Produktionen dümpelt dieser Track schon sehr still und ruhig vor sich hin. Man vermisst eindeutig den Drive, den die restlichen Songs zu bieten haben. Doch vielleicht ist dieser Fakt eher Brian McFadden zu zuschreiben. Es ist nämlich das einzige Lied, bei dem Delta nicht mitkomponierte. "Electric Storm" und "Fragile" sind dagegen wieder zwei weitere stimmungsvolle Pop-Perlen.
Diese Platte stimmt. Sie klingt abgerundet und in sich als Ganzes. Ein Vorhaben, das den wenigsten Künstlern jemals gelingt. Die Frau, die einmal als Britneys Nachfolgerin galt, ist über ihren Schatten gesprungen und macht nun simple, glaubwürdige, gute Pop-Musik.
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