laut.de-Kritik
Folkinfizierter Southern Rock der sympathischsten Art.
Review von Matthias von ViereckAuffällig viel scheint die liebe, gute Sonne 2009 im Ländchen Pop. Da wären Songtitel wie "The Sun" (Soap&Skin), Alben wie "Two Suns" (Bat For Lashes), "Battle For The Sun" (Placebo) und Neuankömmlinge wie Empire Of The Sun. Und nun auch noch das Debütalbum der Kalifornier Delta Spirit. Die nennen ihr Werk doch glatt mal eben "Ode To Sunshine". Unglaublich.
Woher diese Sonnensüchtigkeit rührt, lässt sich hier leider nicht klären. Was wir aber sagen können: Delta Spirit ist ein schönes, beschwingtes und, ja, sonniges Werk gelungen, das zwar keineswegs vor Originalität sprudelt, dafür aber folkinfizierten Southern Rock der sympathischsten Art bietet.
Freude kommt schon beim ersten Blick auf das wunderbare Cover auf, das einen in die Sixties zurückbeamt (Ist das nicht Barry Gibb von den Bee Gees?). Delta Spirit wurden bereits mit Größen wie Neil Young, den Stones oder Wilco verglichen. Was, wie meistens, ein bisschen stimmt, ein wenig aber auch an den Haaren herbeigezogen ist.
Mit Wilcos aktuellem Album etwa können die Kalifornier freilich nicht mithalten. Erstaunlich aber die stimmliche Bandbreite von Sänger Matt Vasquez, der mal an Bob Dylan, mal ein wenig an Gordon Gano von den Violent Femmes erinnert. Chapeau!
Gute Stimmung wird hier jedenfalls kiloweise ausgegeben, was nicht zuletzt am Instrumentarium liegt: Herrlich kneipenkompatibel das Piano, toll das agile Schlagzeug, selbst Mülleimer sollen als Instrument missbraucht worden sein. Spielfreude nennt man das wohl.
Und dann das: Mit dem getragenen Bar-Song "House Built Or Two" nehmen die fünf Herren aus San Diego plötzlich die Geschwindigkeit raus. Wo man doch schon dachte, die ganze Platte würde im Stile der ersten drei wunderbar quirligen Stücke weiterlaufen. Im Hintergrund von "House Built Or Two" hört man es scheppern und klirren, gleichsam so, als ob hier tatsächlich gerade die letzten Biergläser und Tequila-Flaschen in einem Saloon zusammengefegt würden. One more for the road ...
"People Turn Around" scheint von einem Hippie-Sit-in aus längst versunkenen Tagen zu künden. Ähnliches gilt für das sich anschließende "Parade". Unglaublich, dass 2009 derartige Musik veröffentlicht wird. Unglaublich vorwiegend im positiven, ein klein wenig jedoch auch im negativen Sinne. Bei aller Sympathie nämlich muss man konstatieren: So richtig neu ist das alles nicht. Vieles hat man schon zig Mal gehört – trotzdem macht es ordentlich Spaß.
Nicht nur der Rolling Stone hat für eines dieser Lieder ("Children") das Label "Surf-Folk" bemüht. Und tatsächlich muss man an die Beach Boys denken, betrachtet man die Rückseite der CD: Artig hocken dort die Boys von Delta Spirit wie Brüder im Halbrund auf einem Teppich. Hinter ihnen: eine Buddhafigur. Wenn nicht alles täuscht, trägt diese ein Preisschild um den Hals. Unglaublich.
Noch keine Kommentare