laut.de-Kritik
Klingt nach schaler Tresenmelancholie.
Review von Franz TannerAm Anfang ist es eine "Feuerspur", am Ende der "Sonnenstrahl" – Freundschaft ist die große thematische Klammer des zweiten Albums von Der Rest. Sänger Phil Taraz sinniert in beiden Songs zu postrockigen Ertüchtigungen über die Freunde, die man im Laufe eines Leben irgendwo zurückgelassen hat, und über jene, die womöglich noch hinter der nächsten Lebensabzweigung warten.
Das klingt bereits nach etwas schaler Tresenmelancholie, spiegelt in seiner dezenten Zuversicht aber wohl auch das reichlich diffuse Lebensgefühl eines Thirtysomethings aus der Millionenstadt Hamburg ganz gut wider. Mit ihrem Debüt "Der Tisch Ist Gedeckt" waren Der Rest 2011 eine geerdete, kleinpoetische Alternative zu all den gutsituierten Pop-Philosophen mit Koffer in Berlin. Mit "Willkommen Im Cafe Elend" kommt die Band nun leider keinen Schritt voran.
Das liegt weniger an dem eher mittelkleinen Produktionsbudget des Trios, dessen eher handwerkliche Songs zwischen krachigem Deutschrock und angewärmten Folk-Interpretationen des Hamburger-Schule-Sounds die besonderen Nuancen fehlen. Schlimmer ist, dass Der Rest mit ihrem immergleichen, quengelnd lakonischen Tonfall schon jetzt in einer dunklen Sackgasse feststecken.
Die intuitive Lässigkeit und größtmögliche Eleganz, über die Phil Taraz als Leitmotive seines Songwritings sinniert, man spürt sie dieses Mal einfach nicht. "Situation Endstation", "Schluss", "Ausstieg", "Requiem 1", "Requiem 2" - schon die Titel offenbaren die lyrische Negativität der Selbstreflexion dieses Albums, die eben keines der Assoziationsfenster zu einer feinen Melancholie oder gerechter Wut öffnen.
Ist man einmal mit den 38 Minuten dieses grauen Albums durch, mag man ihm schlecht gelaunt gar keine zweite Chance mehr geben. Bei so wenig Ausstrahlung entstehen in den seltensten Fällen echte Freundschaften. Schade.
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