laut.de-Kritik
Der irische Pop-Überflieger bleibt seinem Rezept treu.
Review von Lena BayerEigentlich wollte Dermot Kennedy sein zweites Album "Sonder" bereits Anfang November veröffentlichen. Doch ein Streik der britischen Post wegen geplanten Stellenabbaus durchkreuzte seine Pläne. "I hate doing this" schrieb er in einer geteilten Notiz auf seinen Social Media-Seiten, doch nur mit dem verschobenen Release könne er garantieren, dass alle das Album zur gleichen Zeit bekommen.
Drei Jahre sind seit Kennedys Erstling "Without Fear" vergangen. Eine Platte, die vor allem von Einheitsbrei und "Power Over Me" lebte und dennoch zum bisher meistverkauftesten irischen Debütalbums dieses Jahrtausends wurde. Doch Titel sammeln allein reicht nicht, wenn der Inhalt drei Jahre später einen nahezu identischen Mix aus zu oft gehörten Radiohits bietet.
Trotzig behauptet der Ire im Opener "Any Love": "Try to move on". Genauso viel wie der gewohnte Herzschmerz bedeutet ihm der Albumtitel "Sonder": "Ich lebe in einer Branche, in der wir ermutigt werden, ständig nur an uns selbst zu denken, und das finde ich anstrengend und uninspirierend. Ich möchte mehr über euch erfahren. Lasst uns all unsere Triumphe, all unsere Probleme miteinander teilen." "Sonder" stehe für die Erkenntnis, dass jeder Einzelne in der Gesellschaft ein lebendiges, komplexes Leben führe.
Vorab veröffentlichte Kennedy bereits eine Handvoll Songs, von denen vor allem das schlichte "Innocence And Sadness" heraussticht, das er am letzten Tag der Albumaufnahme in einem Take am Klavier einspielte. Der Song badet regelrecht in Traurigkeit und Melancholie, ist jedoch in sich stimmig und passt wie die Stimmung des Albums in die Jahreszeit. Seinen musikalischen Beitrag zur Pandemie findet man in "Better Days". Hier bleiben nicht die gut gemeinten, aber wohl eher wenig hilfreichen Lines "Better days are comin' / If no one told you" hängen, sondern vielmehr der gallische Chorgesang im Chorus, der mit zunehmender Dauer immer deutlicher wird.
Insgesamt bleibt Dermot Kennedy auf "Sonder" seinem altbewährten Prinzip treu, kreiert eindimensionale Popsongs über die Höhen der Liebe ("Kiss Me") und melancholische Klavierballaden ("Dreamer") über die entsprechenden Tiefen. Oftmals klingt das textlich zu abgedroschen: "I wish I could've known / That I should hold on tight" oder "I wish I could've known / That "forever" was a lie" schluchzt er etwa in "Something To Someone".
Ab und an fließt wie schon bei seiner Single "Outnumbered" etwas Sprechgesang ein. Songs wie "One Life" oder "Blossom" fallen erst dadurch überhaupt auf. Das verhilft dem insgesamt ruhigen Grundtenor von "Sonder" immerhin zu etwas mehr Variation.
Noch keine Kommentare