laut.de-Kritik
Feinsinnig wie ein Ständer in der Jogginghose.
Review von Yan Vogel"Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust". Nimmt man sich den Faustischen Weisheitsspruch zu Herzen und bezieht ihn auf Devin Townsend, so liegt der Verdacht nahe, dass ein wahres Arsenal an feuernden Blut-Pumpen in dessen Brust pulsiert.
Kombiniert man diesen Vergleich mit der biographischen Anekdote aus Townsends Kindheit, derzufolge er bereits als junger Teen Musicals mit völlig bescheuerten Texten schrieb, so hat man in etwa das Geheimrezept für dessen hartmetallische Achterbahnfahrt "Deconstruction", dem dritten Teil des gerühmten, aber auch gerügten Devin Townsend Projekts vorliegen.
Die Positionierung auf vier extreme Facetten seiner musikalischen Vita birgt einerseits ein unglaubliches kreatives Potential. Andererseits geht, trotz der in sich auch wieder breitgefächerten Musik der vier Einzelteile, dieses unaufhörliche und unnachahmliche Pendeln zwischen den Stilen verloren. Denn hier regieren die harten Schnitte, als hätte ein blinder Taubstummer den Mix erledigt.
Vereinzelt treten die lichten und hymnischen Momente hervor wie in "Planet Of The Apes". Ansonsten klingt die Platte in etwa so feinsinnig wie ein Ständer in einer Jogginghose, so eine der ironischen Selbstreflexionen des Multiinstrumentalisten. Auf Knüppelorgien folgen Circus-Nummern und Pupsgeräusche, die wiederum in Techno münden. Ohne Verschnaufpause findet man sich plötzlich in einer Vertonung über einen Cheeseburger wieder, dem erklärten Feindbild des Veganers.
Da ein solches Unterfangen alleine keinen Spaß macht, darf so ziemlich jeder Musiker aus den extremen Spielarten des Heavy Metal auf der neuen Platte mit wüten. Da finden sich Namen wie Mikael Åkerfeldt (Opeth, Bloodbath), Ihsahn (ex-Emperor), Joe Duplantier (Gojira, ex-Cavalera Conspiracy), Paul Masvidal (ex-Death, Cynic), Fredrik Thordendal (Meshuggah) oder Greg Puciato (The Dillinger Escape Plan).
"Ki", dieser spannungsgeladene Prog-Rock-Bastard, die pop-affine Hyperrock-Klatsche "Addicted" und nun mit "Deconstruction" ein hartmetallisches Ungetüm, das mit nur einem Ziel aufgenommen wurde: Jegliche Konventionen des Metal und Prog-Metal zu pulverisieren, neu zusammensetzen, zu karikieren und zu ironisieren. So gehen, neben dem uneingeschränkten Respekt vor den instrumentalen Fähigkeiten und den Multitracking-Produktions-Orgien, Unverständnis und Bewunderung Hand in Hand.
4 Kommentare
Sein bestes Album seit langem.
Hörs grade auf Simfy...crazy sh!t ^^
Absolut top das Album, auch wenn ich noch mehr Härte erwartet habe (allerdings im negativen Sinne).
Von unzähligen Details alles durchwoben. Ich geb 5 Punkte. Period.
Etwas mehr an Härte beim ersten "durchzappen" vermisst. Nach mehrmaligen hören: Nein, es ist gut so wie es ist. Eine unbedingte Empfehlung die sich quasi nahtlos in das bisherige, umfangreiche Werk einfügt. 5 Punkte!