laut.de-Kritik
"Stuttgart ist wie Beyoncé!"
Review von Mathias MöllerDas Unplugged-Projekt der Fantas aus Stuttgart wurde im Herbst 2000 so ein durchschlagender Erfolg, dass sie sich entschlossen, die Akustik-Show aus der Höhle auf die Bühnen der Rapublik zu bringen. Daraus ergab sich diesen Sommer eine ausgewachsene Tour und eine dankbare Entschuldigung, nicht ins dunkle, stickige Studio zu müssen.
Demonstrierten die Fabulösen Vier vor drei Jahren noch par excellence, dass es möglich ist, mit Streichern und ohne Beats aus der Maschine höllisch zu grooven, stellt sich hier die Frage: Aufguss? Hinhaltetaktik? Oder gar: Konsum? Wo bleibt das nächste Studioalbum? Aber Moment. Die Fanta Vier präsentieren sich "Live In Stuttgart" auf zwei CDs mit fast zwei Stunden Spielzeit im netten Digipack und der seit "4:99" gewohnten Ästhetik.
Die ausgestöpselte Setlist ist um einige Songs erweitert worden. So kommen zu einem neuen Track, dem düsteren, langsam groovenden und teils auf Helium gerappten "Pipis & Popos", zwei Stücke von den zwei Vierern auf Abwegen hinzu. Thomas D. schreibt einen "Liebesbrief" und Michi Beck mahnt: "Beweg' Deinen Popo".
Als unbesprochenes Intro fungiert der Titeltrack von "Die 4. Dimension", der in allerbester Blues-Brothers-Manier bluesrockt. Hier zeigt sich auch gleich zu Beginn, wie sehr die Songs durch die Streicher gewinnen können. Vor allem die bekannteren unterscheiden sich nicht großartig von der Unplugged-Version unter Tage.
Dennoch bewirken das durch fußballerische Erfolge und einen warmen Sommer euphorisierte Publikum und vier großartig aufgelegte Söhne der Stadt eine ganz eigene Stimmung, die den Vibe der Balwer Höhle weit hinter sich lässt. Als letztes Konzert der Unplugged-On-Tour-Tour wählten F4 wohlweislich das Heimspiel. Zuhause sind Meisterfeiern doch immer am schönsten.
So geben sich die Fantas vor allem auf der zweiten CD recht mitteilsam. Da wollen sie die Stadt kaufen, Smudo erweist sich als Connaisseur der französischen Mundart, und Thomas D. hat immer noch Spaß daran, während "Schizophren" seinen Mitmusikern Schweißperlen auf die Stirn zu treiben, wenn er die Motorsäge zum Veitstanz bittet.
Auch "Populär" springt mit beiden Füßen in die Groove-Falle, und bei "Was Geht", einem der Klassiker von "Lauschgift", ist dann alles zu spät. Nach dem zweiten Chorus kulminiert der Bouncing-Oldie zu einem voll-orchestralen "Crazy In Love", dass es einem Freudentränen in die Augen treibt. Oder wie Smudo feststellt: "Stuttgart ist wie Beyoncé!"
Etwas verwundern beim Blick auf die Tracklist die Worte "Griechischer" und "Wein". Stargast Udo Jürgens am weißen Flügel? Mitnichten. Smudo bekommt am letzten Abend on the Road einen Wunsch erfüllt, Thomas und Michi singen ihm den Gassenhauer-Klassiker. Stimmung galore im Römerkastell und kaltes Grausen bei allen Musikpädagogen.
Rundum eine unterhaltsame Hinhaltetaktik bis zum nächsten regulären Output. Danke an die Vier, jetzt aber ab ins Studio!
Noch keine Kommentare