laut.de-Kritik
Von der Live-Bühne ins Studio: der Popcore der Ulmer Überflieger.
Review von Eberhard DoblerDie Happys Major-Debut ist eine runde Sache. Beim Warsteiner Stammtisch würde Udo Lattek jetzt Floskel-Alarm schlagen und mir fünf deutsche Märker abknöpfen. Und weiter geht's: Gute Musiker, dicke Produktion, solide Komposition, überzeugende Arrangements. Mal schwer rockend, mal melancholisch poppig. Für jeden Gitarren-Freund ist was dabei. Ob hier mit Absicht auf ein breites Zielpublikum geschielt oder einfach der kreative Output der Ulmer veröffentlicht wird, ist da zweitrangig.
Die musikalischen und textlichen Pop- und Rock-Standards haben Thorsten (git), Ralph (b), Jürgen (dr) und Sängerin Marta jedenfalls gefressen. Nach "oben gespielt" haben sie sich auch (man beachte beispielsweise den oppulenten Tour-Plan). Der Erfolg kommt also nicht von ungefähr. Produzent Ralph Quick (H-Blockx) hat zudem an den richtigen Stellen die Trickkiste der effektsteigernden Produktion geöffnet. Durchaus eigenständig was die Ulmer Durchstarter da nach langjähriger musikalischer Praxis vorlegen.
Der Vergleich mit den Guano Apes liegt nahe, nervt aber. Denn, wenn man beiden Bands überhaupt ein Problem andichten möchte, dann höchstens, dass sie den Spirit ihrer Vorbilder nur schwerlich erreichen. Weiter bringt diese Erkenntnis natürlich nicht. Was die Ulmer betrifft liegen die Stärken ihres "Popcores" eindeutig in den verhalteneren Songs wie "One Million Times" oder "Happy Now". Das mag an Martas Stimme liegen, die bei poppigeren Stücken besser zur Geltung kommt.
Legen Die Happy wie bei "If" und "Supersonic Speed" einen Zahn zu, fangen sie stark an und lassen dann bevorzugt in den Strophen nach. Womit wir nach zahlreichen Fünf-Mark-Strafen beim persönlichen Fazit angelangt sind. Überzeugen können mich eher einzelne Parts und Arrangements als ganze Songs. Und Marta schmeichelt alle Sinne, vor allem in den balladeskeren Tracks.
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