laut.de-Kritik
Das ist die feine englische Art, zu pöbeln.
Review von Jasmin LützEgal, unter welchem Namen die Herren ihre Songs veröffentlichen, als Superpunk oder Die Liga Der gewöhnlichen Gentlemen (DLDGG), sie verbreiten gleich gute Laune und man möchte sofort aufstehen und über die Dächer tanzen. Somit haben die Gentlemen auch vollkommen recht, ihr neues Album "It's Ok To Love DLDGG" zu nennen. Sie sind altmodisch und doch so modern. Sie nennen es Modern-Vintage. Die phänomenale Mischung aus Northern Soul, SuperMod, Rumpel-Punk und Dandy-Style.
Nach nur fünf Jahren schon das vierte Album. Carsten Friedrichs und seinen Jungs mangelt es nicht an Themen und am Spaß, Musik zu machen. Legenden gibt es viele, über Fußball und Vergessene plaudert man auch gerne. Schöne Erinnerungen und schlimme Nachrichten gibt es sowieso an jeder Ecke. Und die lassen sich gewöhnlich wunderbar in außergewöhnliche Pop-Songs verwandeln. Möglichst unter der Dreiminuten-Marke (Punk!). So werden auch Eisverkäufer schmerzlich vermisst. Die Piano-Eismaschine läuft rasant durch Altona, oh yeah! "Song Für Eis-Gerd" ist der neue Sommer-Hit. DLDGG motzen auf manierliche Weise. Das ist die feine englische Art, zu pöbeln. Über Freaks und andere Macken. Letztendlich ist es simple: "Die Welt Braucht Mehr Leute So Wie Dich", denn "die Menschen sind oft fürchterlich". DLDGG hinterfragen und beobachten alles und richtig. Da stirbt ein großer Popstar und ganz Facebook ist traurig, aber das eigentliche Drama passiert zu Hause, wenn das alte Band-T-Shirt nicht mehr passt ("Eine Tragödie Kommt Niemals Allein").
Tragisch-rührende Geschichten, die das Leben schreibt und auch in deiner Nachbarschaft passieren. Andreas Dorau sang bereits über das "Flaschenpfand" und ist ebenfalls bekannt für seine lebensnahe Lyrik. Auch den Herren von DLDGG entgeht keine Story. So entdecken sie mal eben einen Skandal in Köln, von dem man ansonsten wahrscheinlich nichts mitbekommen hätte. Wie wird man mit nur einer Pfandflasche reich? Davon erzählt "Der Große Kölner Pfandflaschenbetrug". Ein Mann brauchte Geld und mit einem pfiffigen Trick und einer Flasche angelte er sich knapp 45.000 Euro. Der Betrug kam raus und die Haftstrafe folgte. Eine Belohnung gibt es trotzdem für den geplanten Coup. Einen kompletten Song von der Super-Kapelle. In der flotten Soul-Punk-Nummer wird die Geschichte auch gleich in den passenden Reimen vertont: "Den Scanner hat er manipuliert. Und den Flaschenschacht derart frisiert. Dass obwohl die Flasche erkannt, sie nicht geschreddert. Gewinn war das Pfand. (...) Knapp 50.000 hat er so gemacht. Nur noch ein Jahr, hat er sich gedacht und man hätte ihn wohl auch nicht erwischt. Bis ein Denunziant ihn leider verpfiff".
Und warum musste der damalige Schlagzeuger Pete Best die Beatles verlassen? Darüber gibt es viele Legenden. Die Herren verarbeiten diese in einem Song "Und Pete Kämmt Die Haare Zurück". Herrlich. Ebenfalls gut gelungen die Coverversion von Felt ("Ballad Of The Band"). Das 80s Postpunk-Stück wurde hier als 60s-Tanz "Ballade Von Der Band" vertont und blickt auf die anstrengenden Momente eines Musikerlebens. Ja, es gibt auch Schattenseiten. Da kommt einem schon mal häufiger der Gedanke, alles hinzuwerfen, wenn man zum Beispiel eine bleischwere Bassanlage durch die Gegend schleppt und kaum noch Geld in der Bandkasse ist: "Jungs, kommt wir geben jetzt auf!"
Zum Glück machen Carsten, Tim, Gunther, Philip und Christoph fröhlich weiter. Um die ehrlichen Worte der Liga tummeln sich auch gerne viele befreundete Gäste (u.a. Lloyd Cole, Bid von Monochrome Set und Jean-Hervé von Faust), die vor allem auf dem letzten Stück "To Love DLDGG: OK It Is!" auch mal zu Wort kommen. Andreas Dorau mümmelt ja auch mit und der hat den Sprung in die Albumcharts bereits geschafft. Das sollten diese Gentlemen hier doch auch locker schaffen, oder? Liebe deine DLDGG!
1 Kommentar
schade, dass das nicht mehr durch die Decke geht, aber sicher zu "special interest"
"Pete" ist DER Überhit