laut.de-Kritik
Album Nr.11 der bierseligen Bremer wartet mit 08/15-Punkrock auf
Review von Michael SchuhNach dem ersten Schock, daß die Dimple Minds noch immer existieren und sogar noch Platten veröffentlichen, versuche ich gequält, meine Voreingenommenheit auf ein objektives Maß runterzuschrauben. Natürlich geht es bei den Bremer Jungs noch immer um Punkrock, und um die entsprechende Attitüde auch klischeebeladen und überzeugend rüberzubringen, ist auf dem Cover ein Mikro ins Bierglas getunkt, die Songtexte auf Kneipenrechnungszettel geschmiert und die Platte sinnigerweise "Häppy Hour" betitelt. Schlechte Vorzeichen.
Das Info steckt dann auch mit einem Songzitat die Parole für die nächsten 45 Minuten ab: "Alles was wir wollen, ist Fußball, Rock und Bier und geile Frauen". Das mag ja legitim sein, aber wir reden hier nicht über eine pubertäre Newcomerband, sondern über alte Säcke, die ihr elftes (!) Album in 13 Jahren veröffentlichen.
Soviel sei vorweg genommen: die Band schafft es gekonnt, ihr Image als Alki-Proll-Punkband auch auf diesem Werk zu untermauern. In "Häppy Hour" begröhlt man altbekannte Szenarien in der Reihenfolge Langeweile - Suff - Schlägerei - Krankenhaus, nicht ohne die 100%ige Authentizität gesondert anzumerken (also wirklich, liebe Dimple Minds, alles andere wäre aber auch eine echte Enttäuschung gewesen).
Aber Achtung: das Info prophezeit textliche Selbstironie und vermeintliche Underdog-Prosa!
Kein Problem: bei allen Texten, die nicht ums Saufen, sondern ums Ficken gehen ("Du bist schuld") wenden wir den Begriff Prosa an. Bedenklich wird's vorallem, wenn sich sogenannte ironische Passagen eher nach der bitteren Wahrheit anhören ("wir könnten, wenn wir wollten, etwas anderes probiern, doch wir hätten die Befürchtung, hier würden wir verliern").
Der Soundtrack zum Seelenstriptease ist schnörkelloser, 08/15-Punkrock, der in dieser Form sicher nicht mal Offspring-Kids abwerben wird. Also who cares?
Der letzte Song erinnert dann an einen anderen Vierer: "Quit playing games" ist laut Info eine "humorige Coverversion" - oh ja, genau so gelacht haben wir alle bei den Kreativbolzen The Bates und Mr. Ed Jumps The Gun, die den Humor ja auch gleich löffelweise gefressen haben.
Wenn ihr mich jetzt als Kind von Traurigkeit anmacht, das weder Spaß noch Lebensfreude empfinden kann, winke ich mit dem Handzeichen von Thomas Helmer beim Cupfinale gegen ManU...natürlich nur, um mir noch zwei Bier zu bestellen!
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