laut.de-Kritik
Melancholischer Groove meets Downbeat.
Review von Daniel StraubVielleicht ist der Titel von Dinkys neuem Album ja mit einem Augenzwinkern gemeint. Ganze fünf Jahre hat sich die gebürtige Chilenin Alejandra Iglesias für ihren dritten Longplayer Zeit genommen. Untätig war sie in der Zwischenzeit freilich nicht, wie die zahlreichen Maxi-Veröffentlichungen zeigen. Dennoch ist es verwunderlich, dass sie den Schwung ihres 2005er Clubhits "Acid In My Fridge" nicht gleich in ein Album hat münden lassen.
So erscheint "May Be Later" drei Jahre später und klingt ganz und gar nicht nach dem minimalistische Acid-Style, den Dinky mit ihren Release auf Cocoon an den Tag gelegt hat. Die neun Tracks des Albums orientieren sich vielmehr am dunklen und tendenziell abstrakten Dancefloor-Sound, für den das Berliner Label steht. Stehengeblieben in ihrer musikalischen Entwicklung ist Dinky nicht, soviel steht schnell fest.
Eine der Zwischenstationen bis zum jetzigen Release war das Label Horizontal. Die dort veröffentlichten Produktionen atmen schon viel von dem melancholischen Groove, der sich auch auf "May Be Later" wiederfindet. Organisch entwickelt sie im Opener "Mi Amor" die einzelnen Spuren, die sich um die Hookline im Bass legen. Erst nach drei Minuten treibt schließlich eine weich gefederte Bassdrum den Track an.
Die zieht sich als Trademark-Sound durch viele der neun Tracks. Mit zunehmender Spieldauer halten verstärkt dunkle hallbetonte Sounds Einzug in das Album, wie beispielsweise bei "Fademein" und "Seven 2 Seven". Gleichzeitig strahlt das housige Tempo der Tracks eine gelassene Unaufgerechtheit aus. Kurz vor Ende streut Dinky mit "No Pressure" eine atmosphärische Downbeat-Nummer ein.
"Mind" setzt mit seinen schweren Ambient-Sounds den passenden Schlusspunkt unter ein Album, das auf der dunklen Seite zu Hause ist und seine Qualitäten erst nach und nach preisgibt. Damit hat es sich für die nächsten Wochen eine Platz ganz oben in meiner persönlichen Playlist verdient.
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