laut.de-Kritik
NuJazz auf dem Lounge-Sofa.
Review von Klaus HardtDoctor Jazz's Universal Remedy ist das Erstlingswerk der gleichnamigen italienischen Combo. Die vier BandmitgliederInnen sind aber keine Neulinge in der italienischen Musikszene und als Produzenten für Film, Funk und Werbung sehr umtriebig. Die Leute verstehen also ihr Handwerk. Auch auf ihrer CD verwenden sie kunstvoll ihre Sampler und Sequenzerprogramme und mischen moderne Beats mit traditionellem Jazz und Funk. Als Essenz entsteht NuJazz.
Die Platte ist schön anzuhören, hervorragend gemacht, doch ihr fehlen die wirklich überzeugenden Nummern. Vieles plätschert so dahin, man kann die Musik schön beim gemütlichen Sit-in laufen lassen, ohne das sie einen ständig zum Zuhören zwingt.
Das erste Stück lässt gleich aufhorchen. Ein super Drum-Loop verbreitet lockeres Groovefeeling, etwas Vibraphon veredelt die Atmosphäre und eine gedämpfte Trompete fliegt immer mit der selben Phrase durch den Raum. So weit die Basis, die aus vorhandenem Material zusammen gebastelt wurde. Darüber spielt nun Doc Blade seine Solis oder kommuniziert mit der digitalen Band. Schön!
Der nächste Track ist dagegen eher geeignet, das Gespräch mit seinen Gästen weiterzuführen. Ein House-Beat wie man ihn doch schon gehört hat, wummert dahin. Die Sängerin von Doctor Jazz, Miss LouLou, singt circa dreieinhalbe Minuten "In A Groovy Night". Dazwischen zwitschert noch hier und da eine Querflöte. Das war's! Die folgenden Songs sind ebenfalls nicht so aufregend. Mal sind die Beats schneller, mal langsamer, mal sind die Rhythmen vertrackt, dann wieder gerade. Darüber spielt irgendwer mit irgendeinem Instrument Solo: Saxophon, Klavier, Gitarre oder sonst etwas. LouLou singt auch hin und wieder. Schön umschmeicheln die Songs das Gemüt, und der abendliche Plausch kann weitergehen.
Richtig zum Hinhören ist erst wieder "Vixen" mit seinem interessanten Groove, bei dem durchgehende Sechzehntel mit verschiedenen Betonungen auf der Snare Drum zu hören sind. Das Bläser-Riff offenbart einen gewissen Nachdruck, dazu macht auch noch das Saxophonsolo Spaß. "Fusion in Fusion" ist ruhiger und klingt ein wenig nach Massive Attack, was an dem schleppenden Beat und der Art des schönen Gesanges liegt. Die Bläser zeigen dem gegenüber eher eine Liebe zu Maceo Parker. Auch im folgenden "Objects In Mirror Are Closer Than They Appear" klingt das Saxophon sehr nach dem schwarzen Funksaxophonisten. Da sind teilweise genau einzelne Licks übernommen worden. Ansonsten ist der Song nicht so mitreißend, da die Beats doch sehr beliebig und austauschbar wirken.
"Doctor Jazz's Universal Remedy" ist keine schlechte Platte, aber auch keine, die einen wirklich vom Lounge-Sofa reißt. Mittlerweile gibt es so viele Veröffentlichungen, die moderne Computer-Beats mit traditionellen Jazz-Elementen verbinden und sich schön nebenbei genießen lassen. Die Platte der Turiner Produzenten ist eine weitere davon.
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