laut.de-Kritik
Sanfte Elektronik mit unverhohlenem Pop-Charme.
Review von Gregory BritschIm Winter, wenn die kontinentale Kälte grienend vor dem Fenster lungert und Schneeflöckchen wild umher pogen, ist die Entscheidung naheliegend, ausnahmsweise mal nix zu tun und zuhause gediegen das Canapée herzurocken. In der Linken die mit Tee gefüllte Schnabeltasse, in der Rechten die Remote - ready to skip - und im Player dreht Northern Classic seine einsamen Runden. Geradezu passend zum Ambiente der Jahreszeit, verbreitet diese Platte eine mehr als beeindruckende Atmosphäre. Denn aus den Boxen kriecht unaufhaltsam eine wohltuende Wärme, die in sämtliche Gliedmaßen fährt, beruhigend auf den Geist einwirkt, komatösen Zuständen jedoch überzeugend einen Riegel vorschiebt.
Elektronik mit unverhohlenem Pop-Charme, sanft, unaufdringlich, aber jederzeit präsent. In den richtigen Momenten auf sich aufmerksam machend. Musik, irgendwie leicht schwebend, die den Boden jedoch nicht aus den Augen verliert, mit Arrangements, die einem ans Herz gehen. Impulse für die große weite Welt der Gefühle. Melancholie zieht sich wie ein roter Faden durch das Album, unterstützt von wohlklingenden Melodien in Moll.
Darüber thront Reginas Gesang mit einer angedeuteten Aura der Verletzlichkeit. Eigentlich ist es auferlegte Zurückhaltung, einer Variation aus erogenem Hauchen, Flüstern und Schwelgen in den Emotionen. Northern Classic bewegt und das nicht zu knapp. Oh shit, die Schnabeltasse ist schon wieder alle.
Noch keine Kommentare