laut.de-Kritik
Die US-Rocker bemühen sich, doch es fehlt die Inspiration.
Review von Alexander CordasDer Gitarrenspieler fragt sich, wie es kommt, dass jetzt auch Effektgeräte Platten veröffentlichen können. Dabei handelt es sich bei Doubledrive gar nicht um das gleichnamige Pedal, sondern um eine Combo aus den USA, die sich anschickt, mit dem zweiten Output endlich aus dem Quark zu kommen. Das Debüt "1000 Yard Stare" hat sich so toll verkauft hat, dass der Major MCA sie auch gleich wieder vor die Tür gesetzt hat. "Blue In The Face" zeigt, warum.
MCA hat wohl erwartet, dass die Jungs brutalomäßig abgehen. Der Schluss hätte durchaus aufgehen können, die richtige Portion Melodie besitzt der Doubledrive-Sound und mit der entsprechenden "inklusive Smash Hit"-Single hätte da auch durchaus was draus werden können. Der Konjunktiv in diesem Satz verrät, dass dem aber nicht so ist. Für einen eventuellen Ohrwurm spielen Doubledrive einfach zu unaufgeregt, für intensiven Hörgenuss fehlt ihnen die Tiefe.
Wenn die Mannen um Sänger Donnie Hamby mucken, klingt das durchaus bemüht, jedoch an den seltensten Stellen inspiriert und genau daran hapert es. Besitzen Bands wie Nickelback das Gespür für den Ohrwurm, den man nicht mehr aus der Muschel bekommt, so schrubben Doubledrive zwar schnörkellos drauf los, aber eben wenig packend.
"Zufälligerweise" stand bei der Produktion John Kurzweg, der schon Puddle Of Mudd und Creed ihren 08/15-Sound auf den Leib schneiderte, an den Reglern. Er hat es geschafft, dass "Blue In The Face" weder Ecke noch Kante aufweist und somit logischerweise durch die Gegend eiert. Der erste Track, der aus dem Midtempobrei ausbrechen kann ("Track Numer 7") punktet aber gleich. Mit dezent eingesetzten Distortion-Vocals gefällt das durchaus. Leider befinden sich in der Trackliste sonst kaum Lichtblicke, auch wenn die eine oder andere Hook Doubledrives Songwriter-Qualitäten aufblitzen lassen.
Zum ersten Mal interessiert lauscht man bei "Big Shove". Ausgerechnet bis zum letzten Track muss die Geduld reichen, damit es bluesig, slidig und locker groovt. Würden Doubledrive im Restprogramm nicht stur immer die selben Pfade austreten, würden sie nicht im Hohlweg wandeln, aus dem sie jetzt nicht mehr herauszukommen scheinen. Schade.
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