laut.de-Kritik
Es dürfte schwierig sein, das hier zu toppen.
Review von Dani FrommHätte man dem 15-jährigen Barry Ashworth gesagt, er werde einmal gemeinsam mit seinem Helden Terry Hall in einer Band spielen, er hätte einem ins Gesicht gelacht. Doch wie so oft kam es auch im Leben des Gründers der Dub Pistols anders als gedacht: Nach seinem Gastauftritt auf "Six Million Ways To Live" blieb der Sänger der legendären Specials der Londoner Hip Hop-Ska-Punk-Wasauchimmer-Formation erhalten.
Nicht nur das: Mit "Gangsters" versuchen sich die Dub Pistols dann auch gleich an der klassischsten aller Specials-Nummern: Mit der Original-Stimme im Gepäck kann da wirklich nicht viel schief gehen, zumal mit äußerster Ehrfurcht an das altehrwürdige Material herangegangen wird. Wozu groß Hand anlegen? Nach beinahe 30 Jahren rockt die Nummer immer noch wie Schwein.
Terry Hall fürchtet allerdings auch ihm weniger vertraute Tracks nicht. Im Dialog mit den ebenso smoothen wie saftigen Raps eines Rodney P. verpasst er den "Peaches" der Stranglers einen frischen Anstrich. Staubtrockene Drums, orgelnde Keyboards und Gitarrenakzente schaffen den passenden Rahmen. Im dritten servierten Remake, einem Aufguss von Blondies "Rapture", gerät mir zwar der Beat zu gerade und das Gesamtbild insgesamt zu rockig. Die Vocals im Verbund mit waberenden Bläsern lassen mich darüber allerdings mühelos hinwegsehen.
Sollte ich versehentlich den Eindruck erweckt haben, man bekäme es bei den Dub Pistols mit einer Coverband (kaum eine Bezeichnung erweckt gruseligere Festzelt-Assoziationen) zu tun: Dem ist nicht der Fall. Mit "Speed Of Light" gelingt ein überaus atmosphärischer Einstieg: T. K. Lawrences und Blades flüssige Zeilen arrangieren sich stimmig mit Bläsern und Sprachfetzen: "The Dub Pistols control the shit", keine Frage.
Dabei spielt gar keine Rolle, auf welchem musikalischen Terrain man sich gerade bewegt. Elektronisch gewürzte Scratches ("Speakers And Tweeters"), dubbige, tiefe Bässe über Ska-Rhythmus ("Running From My Thoughts"), reduziert blubbernde Sounds, die aus einem angejahrten Videospiel stammen könnten ("Cruise Control"), der Dubreggae-Bass in "You'll Never Find" oder "Stronger" oder der an Hits von Odyssey oder Sister Sledge erinnernde Discofunk aus "Open": Die komplette Bandbreite entströmt den Instrumenten und Reglern der Dub Pistols, ohne zusammengewürfelt zu wirken. Kein übler Spagat, das.
"Something To Trust" bietet zudem Vocals "ina rude bwoy style". Kein Wunder, denn mit Rodney P. ist auch hier "the riddim killer back in the zone", um schnörkellos seine Mission zu erfüllen. Roher Piano-Sound und wohlüberlegt an den richtigen Stellen eingestreute, ständig wechselnde Details begleiten T. K. und James Dewees in "Mach 10": "You can't top this". Zumindest könnte sich der Versuch überaus schwierig gestalten.
"Gave You Time" entlässt schließlich nachdenklich in die angebrochene Nacht: "I can't find the words that are matching with the feelings", heißt es da. Och, nicht so bescheiden! Eigentlich hat das doch ganz gut geklappt.
14 Kommentare, davon 13 auf Unterseiten
Ich kann nur sagen, daß ich mich jedes mal freue,
wenn die Dub Pistols ein neues Album rausbringen,
und jedes mal ist man gespannt,
welche Musikstile drauf sein werden...