laut.de-Kritik

Launige Halloween-Party mit wirklich seltsamen Zwischenfällen.

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Zu Hülf! Wieder einmal covern sich Duran Duran durch die Musikgeschichte. Das letzte Mal zogen sie dies auf "Thank You" auf Albumlänge durch, ein Unterfangen, das ihnen 2006 immerhin den vom Q Magazin vergebenen Titel "The worst album of all time" einbrachte. Ein Longplayer, mit dem sie ihre nach vielen Flops und Besetzungswechseln gerade dank "Ordinary World" und "Duran Duran" wieder ins Laufen gekommene Karriere mit dem eigenen Arsch einrissen.

Die zehn Jahre danach spielten sich unter Ausschluss der Öffentlichkeit ab. "Medazzaland" wurde in Deutschland nicht einmal mehr veröffentlicht. Letztlich blieben von der Band auf "Pop Trash" nur noch Le Bon und Rhodes übrig. Es brauchte zehn Jahre und das zweite Comeback-Album "Astronaut", um sich von den "Thank You"-Schäden zu erholen. Mittlerweile stehen Duran Duran auf so festen Beinen, dass sie wohl auch ein "Thank You 2.0" überstehen könnten.

Trotz der vielen Neuinterpretationen sieht die Ausgangslage diesmal zudem ganz anders aus. "Danse Macabre" entpuppt sich als sehr seltsames, vom Grundgedanken unstimmiges Werk. Sieben Coverversionen, drei neue und dreieinhalb alte eigene Stücke sorgen für ein längeres Kopfkratzen, was das eigentlich nun solle. Abseits davon, dass das alles eine große Halloween-Sause darstellen soll, bleibt es unschlüssig. Du willst hier Süßes? Du bekommt aber "Paint It Black" in einer der wohl miesesten Versionen. Dann doch lieber "Rot Und Schwarz" von Karel Gott.

Duran Duran suchen nicht etwa unbekannte Perlen aus, sondern setzen auf die bereits bis zum letzten Bluttropfen ausgelutschten Nummern den Rolling Stones, den Talking Heads, Siouxsie & The Banshees, Rick James, Billie Eilish, den Specials und Cerrone. Netterweise vergreifen sie sich diesmal aber nicht an Rap-Klassikern wie etwa Grandmaster & Melle Mels "White Lines (Don't Don't Do It)".

All die unterschiedlichen Ansätze fügt ein dunkler, funkender Sound zusammen, der der Band gut zu Gesicht steht. Zudem schauen noch einmal der todkranke Ex-Gitarrist Andy Taylor und Warren "Seht meinen wundervollen Penis!" Cuccurullo vorbei. Hinzu kommen Nile Rodgers und Victoria De Angelis von Måneskin.

Nur selten halten sie sich jedoch an die Vorgaben. Wie in "Psycho Killer" suchen Duran Duran meist einen ganz eigenen neuen Zugang zu den fremden und ihren eigenen Liedern. Instrumental finden sich bis auf die Akkordfolge nur noch wenige Ähnlichkeiten zum Original. Wäre da nur nicht Simon Le Bons seltsam vom Rest abgekoppelter Gesang, der sich leider als Stolperstein für die ansonsten gute Aufnahme herausstellt! Auch das bereits erwähnte "Paint It Black" leidet massiv unter seinem Vortrag.

Den Raum, den Eilish ihrem auf das Wesentliche reduzierten "Bury A Friend" ("When We All Fall Asleep, Where Do We Go?") ließ, füllen Duran Duran mit dermaßen viel Rüschen, dass der Track gar nicht mehr weiß, wo ihm der Kopf steht. Dagegen halten sie sich im überflüssigen und viel zu cleanen "Ghost Town" (The Specials) und dem Disco-Klassiker "Supernature" (Cerrone) weitestgehend an die Vorlagen. Gerade im letzten passen Song, Sound und Band so gut zusammen, dass sich das Stück eher unerwartet als Highlight der Cover-Versionen in Szene setzt. Die Konkurrenz ist aber auch wahrlich nicht sonderlich groß.

Gleich zu Beginn findet sich mit "Night Boat" ein schon 1981 gespenstisches Stück vom Debüt "Duran Duran" ein, bringt Andy Taylor mit sich und versetzt in Halloween-Stimmung. Mit "Secret Oktober 31st" schafft es nach 40 Jahren nun endlich auch ein heimlicher Fanfavorit und Le Bons Lieblingssong auf ein Album, auch wenn die neue Version nicht die nebelige Herbstatmosphäre der früheren "Union Of The Snake" B-Seite einfängt. Stattdessen setzen Duran Duran nun auf eine Spieluhr und verlieren mit der etwas zu glatten Produktion ein Stück weit von der damaligen Atmosphäre. In "Super Lonley Freak" purzelt "Lonely In Your Nightmare" ("Rio") in der Mitte unvermittelt in Rick James' "Super Freak". Weil, warum nicht?

Zuletzt bleiben mit "Black Moonlight", "Confession In The Afterlife" und dem Titelsong die drei neuen Titel. Gerade der erste sticht mit seinem funkigen Groove und dem einnehmenden Refrain positiv heraus und bringt noch einmal mit den drei Taylors, Rhodes und Le Bon die bekannteste Formation zusammen. Hinzu kommt Nile Rogers. "Danse Macabre" fängt den Gruselgedanken mit seinem Skelettknochenbeat gut ein, krankt aber an Le Bons Sprechgesang in den Strophen.

Am Ende steht ein Album, dass nie wirklich Sinn ergibt, über einige Schwächen verfügt, aber dennoch zeitweise Spaß macht. Eine launige Party, bei der zwar gelegentlich wirklich seltsame Dinge geschehen, die man aber trotzdem nicht verlässt, aus Angst, man könnte etwas verpassen. Eine der größten Schwächen stellt diesmal ausgerechnet Simon Le Bon dar, der manch einer guten Arrangement-Idee im Weg steht und unter seinem üblichen Niveau bleibt. Aber immerhin spielt John Taylor wieder einmal unglaublich toll Bass.

Trackliste

  1. 1. Nightboat
  2. 2. Black Moonlight
  3. 3. Love Voudou
  4. 4. Bury A Friend
  5. 5. Supernature
  6. 6. Danse Macabre
  7. 7. Secret Oktober 31st
  8. 8. Ghost Town
  9. 9. Paint It Black
  10. 10. Super Lonely Freak
  11. 11. Spellbound
  12. 12. Psycho Killer (feat. Victoria De Angelis)
  13. 13. Confession In The Afterlife

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