laut.de-Kritik

Hier rollen die Köpfe mit Niveau!

Review von

Verwirrt? Nicht notwendig. Dust Bolt machen auch auf ihrem dritten Album genau das, was man unter dem Label "Thrash Metal" erwartet. Und das in gewohnt hoher Qualität und stets so, dass sie gleichaltrigen Konkurrenten immer ein Stückchen voraus sind. Das hässliche Coverviech hält die Old School am Leben.

Dabei demonstrieren die Oberbayern, wie detailreich ihr Genre bisweilen sein kann. Ob des Überflusses an bloßen Prügelkombos gerät das inzwischen ja gerne mal in Vergessenheit. "Mind The Gap" bietet dahingehend die perfekte Balance.

Start mit pseudoheiligem Knabenchor, Highspeed-Riffing mit allerlei geschmackigen Sperenzchen und eine Schlagzeugarbeit, die wahrscheinlich für Diskussionen sorgt - in meiner albuminternen Bestenliste allerdings unangefochten auf Platz 1 rangiert. Bei all seinem technisch eindrucksvollen Facettenreichtum ist sich Nico Riemann auch für Mülltonnenklopfen nicht zu schade. Mut zur Lücke. Geil.

Erwähnte ich schon den anderen Pluspunkt des Tracks? Er schlägt Haken um Haken um Haken. Am Anfang steht der angesprochene Chor, dominant ist das Hochgeschwindigkeitsrennen, dazwischen schleichen sich noch Mid-Tempo-Headbanger, A Capella-Vocals und Sologitarren ein. Gangshouts gibts natürlich auch.

Ach ja: Ihr wisst, dass Thrash Wurzeln im Punk hat oder? Wenn nicht: "Sick X Brain" unterstreicht es. Totalabriss mit Slayer-Squeals zum Einstieg schadet in der Regel nicht. Insbesondere dann nicht, wenn der einminütige Punker nahtlos in den Titeltrack übergeht. Der sammelt die verstreute Hirnmasse erst mal wieder ein und lässt dann in geordnetem Schleudergang Köpfe rollen.

Dust Bolt vergessen dabei aber nicht, die Aggression mit Abwechslung zu würzen. "Exit" kommt einer Ballade auf "Mass Confusion" am nächsten. Der erste Teil fällt sehr spartanisch aus, mit Akustikgitarre und ein wenig an Stone Sour erinnerndem Clean-Gesang. Dann setzt Lenny Breuss aber doch plötzlich zum Schrei an und dreht den Song in ein merkwürdiges Metal/Alternative-Hybrid. Melodie, Low-Tempo und Sehnsucht bleiben, allerdings findet auch die Aggression wieder Eingang. Nicht zuletzt die durchweg coole Gitarrenarbeit macht den Track zum Genuss.

Gesonderte Erwähnung verdient außerdem der Rausschmeißer "Masters Of War". Wer ob des Titels noch einen letzten Knüppelangriff vermutet, wird ziemlich blöd aus der Wäsche schauen, wenn er den von Cleangitarren geprägten, filigranen Instrumentalrahmen hört. Die Distortion knallt natürlich noch rein, bleibt aber mehr ein flüchtiges Fragment, ein Splitter, der kurz und präzise seinem Vernichtungszweck nachkommt, dann das Schlachtfeld aber wieder in mystischem Nebel zurücksinken lässt.

Gut, das klang jetzt doch ein bisschen hochgestochen. Keine Sorge, "Mass Confusion" bietet kein artsy-fartsy Experimental-Gedöns, sondern bleibt eindeutig im klassischen Thrash-Kosmos verankert. Es gibt auf die Nuss, man darf moshen, bangen und pommesgabeln bis die Extremitäten abfallen. Aber eben mit musikalischem Niveau.

Trackliste

  1. 1. Sick X Brain
  2. 2. Mass Confusion
  3. 3. Allergy
  4. 4. Turned To Grey
  5. 5. Blind To Art
  6. 6. Mind The Gap
  7. 7. Exit
  8. 8. Empty Faces
  9. 9. Taking Your Last Breath
  10. 10. Portraits Of Decay
  11. 11. Masters Of War

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