laut.de-Kritik
Dagegen singt Darth Vader einen lupenreinen Sopran.
Review von Michael EdeleMit Dying Fetus kam ich zum ersten Mal in Berührung, als mir unser klampfender Bandhäuptling die letzte Scheibe "Destroy The Opposition" auf der kompletten Fahrt von Mainz nach Göttingen ungefähr zwanzigmal um die Ohren gehauen hat. Auch auf dem schrottigsten Radio, das die Welt je gesehen hat, war eindeutig zu hören, dass die Jungs technisch was auf dem Kasten haben. An das Gerülpse von Gitarrist John Gallagher konnte ich mich aber schon da nicht gewöhnen.
Dachte ich damals noch, dass vielleicht einfach nur das Tape eiert, so muss ich mich mit "Stop At Nothing" eines Besseren belehren lassen. Die Tatsache, dass neben Hauptshouter Vince Matthews mit Urmitglied Gallagher noch ein zweiter Stimmorgantraktierer dabei ist, hat zwar einen gewissen Unterhaltungswert, Darth Vader singt gegen den Kerl aber einen lupenreinen Sopran. Somit geht doch einiges der textlichen Aussagen verloren, was in diesem Fall wirklich schade ist, da die Kerle auch wirklich was zu sagen haben, und nicht, wie es im Grind bzw. extremen Death Metal gemeinhin üblich ist, nur über die letzte Häutung mit anschließender Verstümmelung brüllen.
Doch wie gesagt, musikalisch macht den Jungs so schnell niemand was vor. Egal ob sie das Gaspedal voll durchtreten wie bei einigen Teilen von "Institutions Of Deceit" oder "Forced Elimination", oder ob sie es eher gemäßigt angehen, die Mischung macht's aus. Die Riffs und Gitarrenleads bleiben bei aller Komplexität immer nachvollziehbar, auch wenn ich nicht davon ausgehe, die Songs in nächster Zeit alle nachspielen zu können.
Dass hier aber keine übertriebenen Selbstdarsteller am Werk sind, lässt sich schon allein daran ablesen, dass auf die acht Songs gerade mal vier Soli verteilt sind und diese sogar im Einzelnen im Booklet erwähnt werden. Das hab ich zuletzt bei alten King Diamond-Scheiben gelesen.
Mit 35 Minuten ist die Spielzeit zwar alles andere als üppig bemessen, aber die knappe halbe Stunde reicht auch vollkommen aus, um den einen oder anderen Nackenwirbel ganz gehörig zu verschieben.
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