laut.de-Kritik

Die "cool kids" liefern sympathischen Indie-Pop.

Review von

Vor sieben Jahren landete das Geschwister-Quartett Echosmith mit "Cool Kids" einen internationalen Kassenschlager, auch das Debüt "Talking Dreams" überzeugte. Über den Status des One-Hit-Wonders kam die Gruppe aber nicht hinaus. Auf dem zweiten Album "Lonely Generation" gehen sie dieses Mal in dezimierter Formation als Trio an den Start: Bruder Jamie Sierota verließ die Band bereits 2016.

Der Titel suggeriert genau wie der erste Track offenkundig, worum es textlich geht: "We're the lonely generation / A pixelated version of ourselves / Empty conversations / I've disconnected, now I'm by myself". Eskapismus, Technologiekritik, menschliche Isolation als Konsequenz von Social Media. Selbstredend spielen da viele Beziehungsprobleme inklusive Herzschmerz mit rein. Echosmith machen es dem unvoreingenommenen Hörer nicht gerade leicht, denn "Lonely Generation" ist mit Abstand der langweiligste Song. Nicht gerade ein starkes Aushängeschild.

"Cracked" und "Shut Up And Kiss Me" sind auch bestenfalls ganz nett und stolpern vor sich hin; "Stuck" beherbergt immerhin noch schönen Dream-Pop. Doch "Diamonds" sticht dann positiv heraus: Die Indie-Gitarren, asiatisch angehauchte Stakkati und ein enigmatischer Refrain erinnern glatt an Empire of the Sun. Das Trio streut immer wieder Balladen ein, die in Ordnung gehen. Das nur von Piano begleitete "Everyone Cries" zum Beispiel, bei dem sogar Bruder Noah eine komplette Strophe bekommt und zusammen mit Sängerin Sydney den Rest des Songs bestreitet.

Das auf lyrischer Ebene überzogen schmalzige "Follow You" rettet sich durch eine behutsame Akustik-Gitarre und Ambient-Sounds. Der starke Schlussakt "I Don't Wanna Lose My Love" baut auf sukzessiv zunehmende Elemente und faded mit Adagio-Synthies und Vocal-Loops wunderbar aus. Die immer noch anhaltende Renaissance der 80er Jahre geht auch an Echosmith nicht spurlos vorbei. "Last Forever" ist eine typische Power-Ballade dieser Zeit mit den bekannten Drums, E-Gitarren und einer wohl dosierten Portion Kitsch. Absolut hörbar.

Doch die Familienbande drückt ebenfalls aufs Gaspedal und das steht ihr letztlich am besten. Das melodische "Scared To Be Alone" hat ein hervorragendes Pacing. Das vorwärts gerichtete "Lost Somebody" zelebriert Indie-Rock, der einfach Spaß macht und das Tempo im Chorus gekonnt drosselt, um sich für den rasanten Instrumental-Part aufzubauen. Der Funk-Rock "Love You Better" ist das klare Highlight des Albums und versprüht eine ganz eigene Coolness mit Shoegaze-Einlagen. Der einzige Song, der das Potenzial hat, "Cool Kids" abzulösen.

"Lonely Generation" ist kurzweilig sowie rund produziert und lehnt sich dabei mehr Richtung Pop als sein Vorgänger. Die dynamischen Momente sind die stärksten; der austauschbare Beginn und die mitunter sehr abgedroschenen Lyrics muss man ausblenden. Trotzdem zeigen Echosmith, wie sympathischer und nahbarer Indie-Pop funktioniert.

Trackliste

  1. 1. Lonely Generation
  2. 2. Diamonds
  3. 3. Cracked
  4. 4. Shut Up And Kiss Me
  5. 5. Stuck
  6. 6. Last Forever
  7. 7. Everyone Cries
  8. 8. Scared To Be Alone
  9. 9. Lost Somebody
  10. 10. Love You Better
  11. 11. Follow You
  12. 12. I Don't Wanna Lose My Love

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