laut.de-Kritik
Nackte Mädels mit dicken Hupen?
Review von Michael EdeleWie letztes Mal bei "Hellfire Club" auch, haben Edguy schon vor Veröffentlichung des Albums mit einer EP einen Vorgeschmack gegeben. Dieses Mal konnte man sich sogar noch eine DVD abgreifen, ehe es Mitte Januar 2006 das neue Album "Rocket Ride" auf die Ohren gibt.
Der Humor der Hessen war schon immer eine Nummer für sich und manchmal selbst mit vorpubertären Albernheits-Anfällen zu erklären. Auch was das Cover der neuen CD oder manche Promofotos mit nackten Mädels mit dicken Hupen angeht, sollte man besser nicht nachfragen. Die Jungs wehren sich nach wie vor recht erfolgreich, ernst genommen zu werden, zumindest was ihr Gehabe angeht. Dass sie musikalisch schon lange in der Oberliga zocken, steht wohl außer Frage.
Mit der längsten Nummer "Sacrifice" in ein Album einzusteigen, ist nicht unbedingt alltäglich, zumal das Teil auch nicht mit einem Knall loslegt, sondern sehr ruhig und getragen einsteigt. Daraus entwickelt sich aber schnell ein anständiger Midtempo-Rocker, der gerne wieder auf Streicher und klassische Arrangements zurück greift. An Fahrt nehmen Edguy mit dem Titeltrack auf, der ähnlich abgeht wie das sehr an Helloween erinnernde "Return To The Tribe" und der Bonus Track "Fire Fuckers".
Eine Spur zu kitschig gerät "Wasted Time", dafür macht "Matrix" trotz der gewöhnungsbedürftigen Computersounds am Beginn des Songs eine recht gute Figur. Auch wenn "Asylum" wie ein klassische Ballade beginnt, bauen die Jungs zum Chorus hin wieder ganz schön Druck auf. Trotzdem klingt auch dieser Song etwas zu klassisch und altbacken. Teutonen Power Metal à la carte, sozusagen und auf über sieben Minuten eindeutig zu lang gestreckt.
Die Ballade "Save Me" ist nicht unbedingt schlecht, klingt aber wie von irgendeiner amerikanischen Hardrock Band (Bon Jovi und Konsorten lassen grüßen und wollen ihre Akkorde zurück) und könnte auf dem US-Markt durchaus einschlagen. "Out Of Vogue" drückt auch ganz ordentlich aber das schon bekannte "Superheroes" ist doch sehr poppig ausgefallen. Das muss an sich nichts schlechtes sein, klingt aber ein wenig sehr nach Anbiederung an den Mainstream.
Dass Spaß bei den Jungs immer noch im Vordergrund steht, stellen sie bei "Catch Of The Century" und natürlich dem abgefahrenen "Trinidad" unter Beweise. Bei ersterem scheinen gegen Ende des Songs Tobis Baldrian Tabletten ihre Wirkung zu verlieren und einer seiner Mitstreiter muss ihn erst mal wieder beruhigen. "Trinidad" hingegen ist einfach nur geil und zeigt, dass Tobi und Co. einfach einen Scheiß auf Konventionen geben.
An dieser Einstellung und dem mitunter doch sehr eigenen Humor von Edguy haben sich schon immer die Geister geschieden und das wird sich vermutlich auch 2006 nicht ändern. Den Fans wird das egal sein, der Band sowieso.
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