laut.de-Kritik
Ein Quickie auf hohem Niveau.
Review von Yan VogelEdguy versprechen auf ihrem neuesten Output 20 Prozent mehr Metal. Schließlich stehen diesmal mit "Space Police" und "Defenders Of The Crown" gleich zwei Tracks als Albumtitel Pate. Diese dem Guinness Buch der Rekorde-würdige Aktion bleibt dann aber die einzige wirkliche Innovation. Die im Vorfeld kolportierte härtere Gangart sowie die spacigen Anklänge fallen als solche im Vergleich mit den letzten Platten nicht ins Gewicht. Keyboards gehören bei den Hessen schon seit längerem zum Standard-Instrumentarium, und die Twin-Guitar-Connection Sauer/ Ludwig rockt wie eh und je.
"Love Tyger" ist Hair Metal in Perfektion und lädt wie die schnelle Nummer "Do Me Like A Caveman" zum Propellerbangen mit um den Schniedelwutz gestülpten Socken ein. "Defenders Of The Crown" klingt wie ein ironischer Parforceritt durch die Galerie, die von metallischen Heldentaten kündet. Eingeleitet von dem Sound gekreuzter Klingen nimmt sich Sammet diesmal die Kings Of Metal von Manowar vor und singt wie ein von Spandexhosen kastrierter Eric Adams in bester Queens, äh Kings Of Metal-Tradition.
Edguy musizieren mit zahlreichen musikalischen und textlichen Querverweisen, die aber stets subtil eingestreut werden und ein gewisses Szenekennertum voraussetzen. Im abschließenden Longtrack "The Eternal Wayfarer" gibt es die besten geschichteten Gesangsharmonien seit seligen Savatage-Tagen zu hören.
Klar, wer auch in seiner Freizeit lendenbeschürzt und Thors Hammer schwingend Hobbits jagt, empfindet die neue Edguy als Sakrileg. Für alle anderen bringt der Witz von Sammet und Co. mit ihrem Credo "Metal ist Musik für Menschen, die nicht erwachsen werden wollen", eine gesunde Portion Anarchie in die testosterongetränkte und oft reichlich verstockt-konservative Welt des Heavy Metal-Circus.
Der Unterschied zu Avantasia mag vielen als marginal erscheinen, tatsächlich fahren Edguy mehr Rock'n'Roll als Bombast und sind in dubio pro jux, auch wenn bei vielen von Sammets Songideen am Ende wohl nur das Los entscheidet. Auch wenn viele Rezensenten vom besten Edguy-Album seit langem schreiben - den Abwechslungsreichtum von "Age Of Joker" bei Sound und Songwriting erreicht die Fuldaer Happy-Metal-Institution nicht ganz. Dafür muss man sich die neue Platte nicht erarbeiten; ein Quickie, wenn auch auf sehr hohem Niveau mit stellenweise herrlich niveaulosen Texten.
2 Kommentare
Will jetzt nicht den Grammar-Nazi raushängen lassen, aber "seligen" schreibt man mit einem e.
Ansonsten ist die Rezension recht kurz. Ich hab das Album und finde Space Police und Baba Yaga stark. Ansonsten erwarte ich auch nichtmehr viel von Edguy. Schade eigentlich.
Leute, was für eine überflüssige 80er-Gedächtnis-Platte. Humorvoll ist da höchstens die Bemerkung, dass da angeblich "eine Portion Anachie" dabei sein soll. Ich hab der Platte wirklich einige Chancen gegeben, aber der Kram bleibt stockkonservativer Spießerscheiß - Musik, zu der tribaltätowierte Diplomingenieure samstags an der Discount-Waschanlage die Kekskrümel aus den Ledersitzritzen ihres Audi-Jahreswagens saugen...