laut.de-Kritik

Elektronische Wanderung durch die Mark Brandenburg.

Review von

Spaziergänge durch die winterliche brandenburgische Seelandschaft bildeten den Kontrast zur Studioarbeit vor dem Bildschirm, den sich Gilles Aiken alias Edward während der Produktion seines ersten Albums "Teupitz" verordnet hat. Die einsamen Stunden in der Natur scheinen ihre Wirkung nicht verfehlt zu haben. Die elf Tracks, die Edward für sein Debütalbum ausgewählt hat, strahlen ein ungewöhnliches Maß an Ruhe, Sicherheit und Gelassenheit aus. Gleichzeitig lassen sie mit ihrem Drive aber keinen Zweifel daran, dass sie mit beiden Füßen fest auf der Tanzfläche stehen.

Ins Zentrum des Clublebens hatte Edward sich mit seinem ersten veröffentlichten Track "Raw Structure" katapultiert. Âme entdeckten das Stück des Newcomers und nahmen es mit auf ihre Fabric-Mix-Compilation. Nach diesem verheißungsvollen Start folgten für Edward eine Hand voll weiterer Releases, fast alle davon auf dem Berliner Label White. Mit ihnen hat sich das neue Gesicht in der Szene den Status eines heiß gehandelten Geheimtipps erspielt. Mit "Teupitz" zeigt er, dass ihm dieser nicht zu Unrecht zugesprochen wurde.

Bislang lediglich mit Maxi-Veröffentlichungen in Erscheinung getreten, macht Edward mit seinem "Prelude" deutlich, dass er sich vorgenommen hat, die dramaturgischen Möglichkeiten des Albumformats zu nutzen. Mit den dissonanten Sounds von "Control", seinen nervösen Beats und den schrägen Vocals von Sara Clarke stellt Edward den Zuhörern erstmal die Nackenhaare auf. In der Folge bewegt er sich dann mit dem extrem hypnotischen Groover "Lights Out" auf bekannten Bahnen, bevor die gebrochenen Beats von "Der Tag, zweite Fassung" Tempo rausnehmen und Spannung aufbauen.

Diese greift der dunkle Techno-Track "Still" auf und erhöht sogar noch die Intensität. Danach bereitet Edward das Ende seines Albums mit vier wunderschönen, extrem atmosphärischen Stücken vor. "Getting Back", "The End Of A Tunnel", "Shame" und "Floating Point" überzeugen jeder für sich allein schon voll und ganz, entfalten in der direkten Abfolge nacheinander eine Magie, der man sich nicht entziehen kann.

Für einen Produzenten, der erst wenige Jahre Produktionserfahrung aufweisen kann, begeistert Edward auf "Teupitz" mit einem ungewöhnlichen Grad an Reife. Unaufgeregt und in sich ruhend entfalten die Tracks ihren Charme. In jedem Sound manifestiert sich die Botschaft: Hier war jemand am Werk war, der eine ziemlich genau Vorstellung davon gehabt hat, wie sein Album klingen soll, und diese Idee in ein zusammenhängendes, unterhaltsames und spannendes Soundkonzept umzusetzt. Für ein Debütalbum ist das eine ganze Menge.

Trackliste

  1. 1. Prelude
  2. 2. Control feat. Sara Clarke
  3. 3. Lights Off
  4. 4. Transition 1
  5. 5. Der Tag, zweite Fassung
  6. 6. Still
  7. 7. Getting back
  8. 8. Transition 2
  9. 9. The End Of A Tunnel
  10. 10. Shame
  11. 11. Floating View

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