laut.de-Kritik
So muss intelligente Rockmusik heutzutage klingen.
Review von Harald GerthäußerDie lange Zeit des Wartens hat sich gelohnt. Denn die großen Erwartungen, die mit der neuen Eels-Scheibe einher gingen, erfüllt "Shootenanny!" auf ganzer Linie. Dass Mark Oliver Everrett aka E, Tommy Walter und Butch Norton sämtliche Griffe im Register der musikalischen Kunst beherrschen, ist kein Geheimnis. Und so führt "Saturday Morning" erstmal die härtere Eels-Seite in der Tradition des letzten Albums "Souljacker" fort.
Der Song glänzt durch wunderschöne simple Akkorde, die hart angeschlagen den Rock'n'Roll ins musikalische Spektrum der Band rücken. In "Good Old Days" kommt wieder die melancholische, depressive Seite E's zum Tragen und so auch der Griff zur Akustik-Gitarre. Beeindruckend schmettert die Band "Agony" gegen diese schöne neue Eels-Welt und zerstört damit in drei Minuten jegliche Hoffnung auf Optimismus.
Zuerst vernimmt man nur ganz ruhige Klaviertakte, dann schwillt die Streicherbegleitung an, bis die Drums einsetzen und gemeinsam mit einer drohenden Gitarre die Ruhe beenden. Auch auf "Shootenanny!" verarbeitet E wieder sein von Schicksalsschlägen geprägtes Leben. In "Restraining Blues" singt er in jedem Vers "Life Goes On", was seine persönliche Situation wohl sehr gut zum Ausdruck bringt. Ganz plötzlich ist er wieder da, dieser Optimismus. Und die Eels'sche Verrücktheit: Denn wenn man den Song zum ersten Mal hört, denkt man an alles andere als an einen Blues.
Das ist eben der größte Fehler, den man bei den Aalen machen kann: sich nur auf die Musik zu konzentrieren. Erst zusammen mit den Lyrics erschließen sich einem die Eels wirklich. "Shootenanny!" ist ein weiteres, sehr gelungenes Beispiel dafür, wie intelligente Rockmusik heute klingen kann.
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