laut.de-Kritik
Saftloser Midtemposalat statt bösartiges Viking Metal-Feuer.
Review von Ulf KubankeDrei Jahre nach dem gar nicht mal üblen "Norrön" legen die Viking Metal-Veteranen Einherjer mit ihrem sechsten Longplayer "Av Oss, For Oss" ("Von Uns, Für Uns") nach. Die acht Lieder bieten alle gewohnten Markenzeichen auf, doch jenseits des eingeschworenen Fanlagers werden Einherjer mit dieser berechenbaren Vorstellung nicht viele Blumentöpfe gewinnen.
Die 'Trueness' der Kriegerband aus Haugesund ist intakt: Einherjer hauen dem Hörer ihre derben Tracks gesund um die Ohren und verzichten im Gegensatz zu vielen Genrekollegen wohltuend auf Kitsch und Schnickschnack. Alles bleibt strukturell straight und puristisch. Das war es dann aber auch schon mit den Komplimenten für die Produktion.
Diese klingt nämlich alles andere als souverän. Die im Intro "Fremad" ("Vorwärts") eingestreuten sinfonischen Elemente wirken als Schlachtruf nicht besonders orchestral, sondern wie ein billiger Ikea-Synthie von der Stange. Wer damit zum Kampf bläst, kann sich gleich einsargen lassen. Frode Glesnes Vocals wirken mitunter eher, als habe man sie von nebenan aus der Garage dazugemischt. Eine echte, organische Einheit mit den Instrumenten bildet sie selten. Der Drumsound geriet Einherjer auch schon mal wuchtiger. Einzig Gitarre und Bass überzeugen im Gesamtgefüge auf ganzer Länge.
Die ungewohnte Saftlosigkeit setzt sich bei den Arrangements und im Songwriting leider fort. Fast alles eiert als Midtemposalat vor sich hin. So etwas klappt nur, falls man über richtig gute Tracks verfügt. Doch zündende Ideen bleiben zugunsten von nettem Pegelhalten weitgehend aus. Die Folkmelodien gehen höchstens als brauchbar durch. Ihre Schwarzwurzel-Elemente verkümmern zu einer Art glatt poliertem Black & Death-Gedengel, das in seiner Harmlosigkeit auch im Hintergrund laufen kann und nicht einmal die Tee-Zeremonie kleiner Mädchen stören würde. Was ist nur los mit den alten Szenehasen?
Doch es gibt auch ein paar schöne Ideen, die durchaus Spaß machen. Das flotte "Nidstong", eine Vertonung der norwegisch-isländischen Egil-Sage, kombiniert den Wikingerstil mit schickem Rockrhythmus samt Gitarrensolo und ein paar passenden Whoohoo-Chören. Auch das Titelstück überzeugt als elfminütiger epischer Dornenteppich plus schöner Gitarre im Mittelteil. Hier bieten sie zumindest mal einem Gluthauch ihres bösartigen Feuers der frühen Tage.
Insgesamt jedoch ist das alles zu wenig. Auf der anderen Seite des Nordmeeres haben Kollegen vom Zwillingsgenre Pagan Metal, wie etwa Primordial, mit folkender Frische, berstender Wucht und einem Haufen Songideen gezeigt, wie man es machen muss, will man zur Götterdämmerung des Ragnarök nicht als Trantüte da stehen. Hoffentlich fangen sich Einherjer mit der nächsten Platte wieder.
2 Kommentare mit 4 Antworten
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Viking Metal hört man mit so ungefähr mit 16 Jahren, manche bleiben ja in diesem Alter geistig stehen und hören das natürlich auch im gehobenen Reisepass-Alter.
Vermutlich einer der dümmsten Kommentare, die es jemals im Internet gab. Wow, nicht schlecht Herr Specht.
Wieso denn, stimmt doch. Diesen Kindergartenquatsch hört man allenfalls aus nostalgischen Gründen...
Ensiferum, Equilibrium etc. sind vielleicht Kindergarten. Aber Einherjer, Moonsorrow und Konsorten ganz sicher nicht
Ach komm schon, die Norron war musi8kalisch hochwertig Die ein oder andere band, die sich heutzutage Viking Metal schimpft, kann man auch zirkus nennen.